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raums (s. d. Art. Malthus) die Kosten für den
Hauptproduktionsfaktor der Arbeit, die Nahrung,
steigende Tendenz aufweisen, wird, je mehr mit
fortschreitendem Anbau der Erde dieses Gesetz sich
geltend macht, der Kapitalsprofit sinken bis zu
einem Punkt, an dem der Anreiz für weitere
Kapitalsbildung aufhört. Hiermit geht die Nach-
frage nach Arbeit zurück, und ihr Marktpreis sinkt
so lang unter den natürlichen Preis, bis durch
Hunger und andere repressive shocks das
Arbeitsangebot eingedämmt ist. Diesem Übelstand
kann nur durch Einschränkung der Kinderzeugung
vorgebeugt werden.
Kapitalsprofit. Ricardo versteht hierunter,
wie die meisten Engländer, in der Regel Kapital-
zins und Unternehmergewinn. Über seinen Ur-
sprung äußert er sich nur flüchtig an einzelnen
Stellen; er läßt ihn als Entschädigung der Ka-
pitalbesitzer, die ihr Kapital der Produktion zur
Verfügung stellen und damit auf den unmittel-
baren Genuß desselben verzichten, entstehen. Die
Höhe des Kapitalgewinns wird direkt nur durch
die Lohnhöhe, durch diese aber auch von seiten der
Grundrente bestimmt. Die Summe vom Kapital-
gewinn und Arbeitslohn wird, wie oben gezeigt,
durch den Ertrag der mindestergiebigen Kapitals-
anlage bestimmt, denn diese zahlt keine Grund-
rente. Der Anteil des Arbeitslohns an diesem
Ertrag ist durch das Lohngesetz bestimmt, der ver-
bleibende Ertrag fällt den Kapitalisten zu. Die
mit zunehmender wirtschaftlicher Entwicklung stei-
gende Grundrente teilt, wie gezeigt, diese Tendenz
auch dem Arbeitslohn mit, der steigende Lohn läßt
die Profitrate sinken. Wo die notwendige Grenze
des sinkenden Kapitalzinses liegt, wurde oben ge-
sagt, ebenso daß durch Verbesserungen in der
Produktionstechnik zeitweise, aber nie auf die
Dauer diese Tendenz zum Stillstand gebracht
werden könne.
Wirtschaftspolitik. Ricardo hat seiner
Theorie der Nationalökonomie kein wirtschafts-
politisches System zur Seite gestellt. Was wir
von ihm an wirtschaftspolitischen Außerungen be-
sitzen, sind Erörterungen der zu seiner Zeit in
England im Vordergrund des Interesses stehenden
wirtschaftspolitischen Probleme. Sie betreffen in
erster Linie die Handels= und die Finanzpolitik.
Ricardo bekennt sich als Anhänger des Frei-
handels. Das Merkantilsystem, das die Waren-
preise am heimischen Markt durch das Verbot des
fremden Wettbewerbs heben wollte, habe den Ka-
pitalsstrom auch nach minder ergiebigen Rich-
tungen gelenkt, die er sonst nicht eingeschlagen
hätte und hierdurch den Gesamtbetrag der pro-
duzierten Güter vermindert. Dasselbe gelte von
der Politik, irgend einen Zweig der heimischen
Produktion durch Prämien kräftigen zu wollen. Be-
kannt ist ferner Ricardos scharfer Angriffau# dieeng-
lische Armengesetzgebung: „Das Gravitationsgesetz
ist nicht gewisser als die Tendenz dieser Gesetze,
Wohlstand und Macht in Schwäche und Elend
Ricardo.
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zu verwandeln, die Arbeitstätigkeit von allem, mit
Ausnahme des zur Beschaffung der bloßen Sub-
sistenzmittel Notwendigen abzulenken, alle gei-
stigen Unterschiede zu vernichten und die Gedanken
fortwährend mit den leiblichen Bedürfnissen zu
beschäftigen, bis schließlich alle Klassen mit der
Plage allgemeiner Armut behaftet wären.“ Gegen-
über diesen scharf ausgesprochenen Anschauungen
verschlägt es wenig, wenn Ricardo unter gewissen
Umständen für gewisse Zeiträume Zollschutz zu-
läßt, um den Übergang der Kapitalien von minder
ergiebigen in ergiebigere Produktionszweige zu
erleichtern, oder wenn er im Parlament für staat-
liche Unterstützung des Baues von Arbeiter-
wohnungen, ja sogar für staatliche Alterspen-
sionskassen spricht (18. Febr. 1822).
Finanzpolitik. Ricardo unterscheidet
Steuern, die vom Jahreseinkommen, und solche,
die vom Kapital gezahlt werden. Alle nicht über-
wälzbaren Kapitalsabgaben, wie Erbschaftssteuern,
Vermögensübertragungs-, Registrierungsgebühren
usw. erklärt er als unbedingt verwerflich, da sie
einerseits die Menge des zur Produktion verfüg-
baren Kapitals schmälern, anderseits den freien
Kapitalsverkehr, der stets in der Richtung nach
der ergiebigsten Kapitalsverwendung strebe, er-
schweren. Bei der Beurteilung der vom Einkom-
men erhobenen Steuern ist ihre Überwälzbarkeit
von Wichtigkeit. Steuern auf die Grundrente
treffen unter allen Umständen die Grundbesitzer,
wenn sich die Rente feststellen läßt, dafür kann
aber die Grundrente durch Überwälzung anderer
Steuern auch nicht getroffen werden. Alle Ertrags-
steuern sind abwälzbar und führen in letzter Linie
ebenso wie Steuern auf den Arbeitslohn zu einer
Verminderung der Profitrate. Aus dem eingangs
Gesagten ergibt sich auch, daß Ricardo ein Gegner
der staatlichen Aufwandsbedeckung durch Schulden
sein muß, ja er hält sogar die Tilgung der be-
stehenden Staatsschulden durch Übertragung der-
selben auf die Steuerträger (funding system)
für durchführbar und wünschenswert. In seinen
währungs= und bankpolitischen Schriften zeigt er
sich als strenger Metallist und Anhänger der
currency-Theorie (s. d. Art. Banken, Sp. 579).
Nur jederzeit metallisch einlösbare Banknoten in
fest begrenztem Ausmaße sollen ausgegeben, die
Ausgabe am besten vom Bankgeschäft losgelöst und
einer staatlichen Kommission übertragen werden.
IV. Will man die Stellung von Ricardos Sy-
stem in der Geschichte der Nationalökonomie er-
fassen, so gilt es einerseits, dasselbe aus seiner Zeit
heraus zu begreifen, anderseits seine Fort“- und
Auswirkung bis auf unsere Zeit zu verfolgen.
Beides kann hier nur andeutungsweise geschehen.
Die Voraussetzungen der Ricardoschen Wirt-
schaftstheorie sind die von den Physiokraten und
Adam Smith übernommenen rationalistisch natur-
rechtlichen Doktrinen und die durch Robert Mal-
thus im Kampf mit den englischen Frühsozialisten
entwickelten Wirtschaftsgesetze. Erstere teilt er mit