Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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sprechenden Empfangsapparaten ausgerüsteten 
Schiffe können in Entfernungen von mindestens 5 
(in günstigen Fällen sogar bis zu 18) Seemeilen 
gewarnt werden und danach manövrieren. 
Die Bestimmungen und Veränderungen im 
Seezeichenwesen werden vom Reichs-Marineamt 
in den Nachrichten für Seefahrer wöchentlich be- 
kannt gegeben. Wie Deutschland haben ähnliche 
Einrichtungen auch die übrigen Küstenstaaten. 
Kanäle. Für die Schiffahrt — vornehmlich im 
Passagier-und Postverkehr — sind Umwegeerschwe- 
rend und hemmend. Erst recht, wenn sie zwecklos 
oder mit ständiger Gefahr für Leben, Hab und Gut 
verbunden sind. Zur Abkürzung dieser Wege werden 
getrennte Meere durch Kanäle verbunden. Von der 
größten Tragweite für die Schiffahrt und zurzeit 
die wichtigste künstliche Schiffahristraße der Welt 
ist der Sueskanal. Er hat die Verbindung 
zwischen Europa und dem fernen Osten ganz be- 
trächtlich verkürzt. 1909 haben ihn 4239 Schiffe 
mit 15 408 000 Netto-R.-T. befahren. Die Ge- 
samteinnahme betrug 120 643.000 Franken. Er- 
öffnet wurde er 1869. Die Länge ist 160 km. — 
Auch der Nordostsee-(Kaiser Wilhelm---) 
Kanal ist —namentlich für die deutsche Schiffahrt 
— von großer Bedeutung. Vom April 1909 bis 
März 1910 haben ihn im ganzen 38547 Dampfer 
und Segler (Schiffe, Leichter, Schuten usw.) mit 
6528 000 Netto-R.-T. benutzt; davon allein 
31 926 deutscher Flagge mit 3923.000 R.-T. 
Außerdem sind hindurchgefahren 1124 Schiffe der 
deutschen Kriegsmarine. Die Einnahmen kamen 
auf 3,26 Mill. M. Der 99 km lange Kanal wurde 
1895 eröffnet und kostet 156 Mill. Al. Er erspart 
die mit erheblicher Gefahr verbundene Umschiffung 
des Kap Skagen. Seine Einrichtungen entsprechen 
jedoch nicht mehr den jetzigen Anforderungen. Die 
Schiffsabmessungen haben in ungeahntem Maß 
sprungweise zugenommen. Die größten Handels- 
schiffe, die neuen Linienschiffe und großen Kreuzer 
der Kriegsmarine können ihn nicht mehr befahren. 
Deshalb arbeitet man zurzeit an seiner Erweite- 
rung. Die Kosten sind auf 223 Mill. veran- 
schlagt. Seine neuen Schleusen werden die größten 
der Welt sein. Der Nordostseekanal hat für 
Deutschland neben der hohen wirtschaftlichen eine 
große strategische Bedeutung. Wie der Sueskanal 
wird nicht minder wichtig für die Schiffahrt der 
seiner Vollendung entgegengehende Panama-= 
kanal sein. Anfang 1915 soll er fertig sein. Die 
Gesamtkosten sind auf etwa 375 Mill. Dollars 
(= 1500 Mill. AM) veranschlagt. Seine ganze 
Länge vom tiefen Wasser im Atlantischen Ozean 
bis zum tiefen Wasser im Stillen Ozean wird 
gegen 50 ½ Seemeilen (= 94 km) betragen. Er 
wird teils gegraben, teils durch künstlich vertiefte 
und erweiterte oder eingedämmte Ströme und 
Seen geleitet. Durch Schleusen werden die Schiffe 
bis zu 85 Fuß emporgehoben und dann auf der 
andern Seite bis auf die Höhe des Meeresspiegels 
Schiffahrt. 
  
920 
Mill. chm Erde bewegt worden sein. Über 
40 000 Arbeiter finden dort Beschäftigung. — 
Vgl. im übrigen d. Art. Kanäle, Bd II, Sp. 1565fff. 
Schiffe. In der ältesten Zeit gab es nur 
Ruder-, später daneben auch Segelfahrzeuge. 
Schließlich herrschten die Segelschiffe allein. Im 
19. Jahrh. entstanden Dampf= und Motorschiffe. 
In der neuesten Zeit werden — hauptsächlich in 
der Kriegsmarine — Schiffe mit Turbinen- 
antrieb eingeführt. — Nach der Art und Anord- 
nung der zur Fortbewegung dienenden Kraft unter- 
scheidet man: Segel-, Dampf= und Motorschiffe. 
Nach den allgemeinen Zwecken bestehen zwei große 
Gruppen: Handelsschiffe, die den Handels- 
und Verkehrszwecken, und Kriegsschiffe, die 
der nationalen Verteidigung dienen. Über die letz- 
teren vgl. d. Art. Marinewesen, Bd III, Sp.982 ff. 
Bei den Handelsschiffen wird in den Vorschriften 
der Schiffsklassifikation unterschieden zwischen 
Schiffen für große und atlantische Fahrt, große 
und kleine Küstenfahrt, Sund= und Wattenfahrt, 
Innen= und Binnenschiffahrt auf Flüssen, Ka- 
nälen und Binnenseen. Bei der Durchschnitts- 
rechnung wird in der Regel angenommen, daß ein 
Dampfschiff mindestens das Dreifache eines Segel- 
schiffes an gleichem Raumgehalt leistet. 
Die Segelschiffe dienen jetzt dem Güterverkehr. 
Ihre Bezeichnung und Zuweisung in Klassen ge- 
schieht nach der Art ihrer Takelung. Es gibt Voll- 
schiffe, Barks, Schoner, Briggs, Fünfmaster, Vier- 
master usw. Die Dampfsschiffe werden nach ihren 
Handelszwecken eingeteilt in Passagierdampfer 
(3. B. Schnell= und Postdampfer), Dampfer für 
den Personen= und Frachtverkehr, Frachtdampfer 
uUusw. Früher diente dasselbe Schiff verschiedenen 
Zwecken, je nach dem Bedürfnis. Heute haben 
wir unter den Schiffen eine ganze Reihe, die nur 
für einen bestimmten Zweck eingerichtet sind. Das 
Schiff kann besser eingerichtet und ausgenutzt wer- 
den. Es sind vorhanden: Petroleum-, Fisch-, 
Kohlen-, Schleppdampfer usw. 
Der gewaltigste Umschwung, den die Geschichte 
der Schiffahrt aufzuweisen hat, beginnt im 
19. Jahrh. mit der Erfindung wirklich brauch- 
barer Dampfschiffe, und zwar der Schrauben- 
dampfer. Denn dadurch sind der Fortlauf und 
die Navigierung der Schiffe von der Unbeständig- 
keit und Veränderlichkeit des Winds unabhängig 
geworden. Zunächst Raddampfer, dann die ver- 
vollkommneten Doppelschrauben= und schließlich 
die Turbinendampfer. Das Holz wurde durch 
Eisen, dieses durch Stahl beim Bau verdrängt. 
Wasserdichte Schotten wurden eingeführt, um das 
Schiff vor dem Sinken zu bewahren, selbst wenn 
einzelne Abteilungen bei Unglückssällen voll Wasser 
gelaufen sein sollten. Zur Befeuerung der Kessel 
wurden früher nur Steinkohlen verwendet, für die 
Bunker zur Unterbringung bereit gehalten werden 
mußten. Diese nehmen einen großen Teil des 
Schiffraums ein zu ungunsten der sonstigen La- 
wieder gesenkt. Nach Fertigstellung werden 175 dung. Nach Erprobung, daß das dicke schwere
	        
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