Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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V. Wirtschaft. Landwirtschaft. 1900 
gab es 1047 795 Angehörige der Landwirtschaft. 
Davon waren tätig als Landwirte im eignen Ge- 
schäft 211 520; unter diesen waren 193 692 
Eigentümer und 15 144 Pächter. Seit 1870 sind 
die Angehörigen der Landwirtschaft um 63 700 
Personen zurückgegangen. Die Gesamtproduktion 
der schweizerischen Landwirtschaft wird auf ca 730 
Mill. Franken Geldwert veranschlagt; davon dienen 
ca 650 Mill. zur Ernährung der inländischen Be- 
völkerung, der Rest wird exportiert. Die Werte 
der landwirtschaftlichen Hauptprodukte wurden 
1906 geschätzt (Mill. Franken): Milchertrag (Käse, 
Butter, kondensierte Milch) 333, Fleisch 285, 
Obst 60, Wein 45, Kartoffel 40. Weinbau trei- 
bende Kantone sind vor allem: Waadt, Wallis, 
Zürich, Neuenburg, Aargau, Tessin, Schaff= Rohstoff 
hausen und Thurgau. Tabak wird hauptsächlich 
im Waadtland und Freiburg gepflanzt. Ganz 
besondere Sorgfalt wird auf die Viehzucht ver- 
wendet. Der Bund selbst trifft Maßnahmen zur 
Verbesserung der Viehzucht und erläßt polizeiliche 
Verfügungen gegen Epidemien und Viehseuchen. 
Einzelne Kantone heben durch Prämienausteilung 
die Rassenviehzucht und schützen die Kleinbauern= 
schaft durch Einführung der obligatorischen Vieh- 
versicherung. Im Jahr 1906 zählte die Schweiz: 
135 372 Pferde, 3153 Maultiere, 1679 Esel, 
1489 144 Stück Rindvieh, 548 970 Schweine, 
362 117 Ziegen, 209 997 Schafe. 
Forstwirtschaft. Die Gesamtwaldfläche 
der Schweiz beträgt 887 645 ha;s davon sind 
Staatswaldungen 38 849 ha, Gemeinde= und 
Korporationswaldungen 593 384 ha, Privat- 
waldungen 255 412 ha. Im Verhältnis zur Ge- 
samtbodenfläche ist etwas über ½ der Schweiz 
mit Wald bedeckt. Die waldreichsten Kantone sind: 
Schaffhausen (46,6 % der Gesamtfläche), Solo- 
thurn (37), Basel-Land (34) und Aargau (32). 
Bergbau. An mineralischen und metallischen 
Erzeugnissen ist die Schweiz verhältnismäßig arm. 
— Als heilkräftige Quellen der Schweiz 
kommen besonders in Betracht die Thermen von 
Baden, Schinznach, Pfävers und Ragaz, die Sol- 
quellen von Rheinfelden und Schweizerhall, die 
Gipsquellen von Leuk, Weißenburg und Teniger- 
Bad, die kalten Schwefelquellen von Gurnigel, 
Alveneu, Stachelberg und BDverdon, die Eisen- 
wässer von Fideris, Passug, St Moritz und 
Tarasp. 
Industrie. Die industriellsten Kantone sind: 
Appenzell-Außerrhoden (66 % der Bevölkerung), 
Glarus (62), Neuenburg (60), Basel-Stadt und 
Basel-Land (je 55), St Gallen (55), Zürich 
(58), Thurgau und Genf (je 48). Vier große 
Industriezweige ernährten (1900); Uhrenindustrie 
119 213, Stickerei 89 558, Seidenspinnerei und 
weberei 88 457, Baumwollspinnerei und -we- 
berei 63 853 Personen. In sämtlichen schweize- 
rischen Fabriken waren Ende 1907: 307 128 Ar- 
beiter beschäftigt 1888: 158 500). 
Schweiz. 
  
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Handel. Der Wert des Außenhandels der 
Schweiz bezifferte sich im Jahr 1909 auf 2699 
Mill. Franken, wovon 1602 Mill. auf die Einfuhr, 
1097 Mill. auf die Ausfuhr entfallen. Die jähr- 
liche Unterbilanz belief sich in den letzten Jahren 
auf 400/500 Mill. Franken. Im Verhältnis zur 
Bevölkerung hat die Schweiz nächst Holland und 
Belgien den bedeutendsten Außenhandel. Bedingt 
ist diese Tatsache durch die außergewöhnliche Ar- 
mut des Landes an Rohstoffen. Ebenso ist die 
schweizerische Bevölkerung für / ihrer Nahrungs- 
mittel vom Ausland abhängig. 
Ein= und Ausfuhrbewertensichin Mill. Franken: 
  
  
  
  
Einfuhr Ausfuhr 
Lebensmittel 471 —= 29% 44 = 13 % 
ohslofel 587,6 = 37% 131 — 12% 
Fabriktkfon 543,4 = 34% 21, 6 = 75% 
Die Hauptlieferanten der Schweiz sind fol- 
gende Länder (in Mill. Franken bzw. % der Ge- 
samteinfuhr): 
1. Deutschland. 523,8 = 33 % 
2. Frankreich . 306 — 19 „ 
3. Itallen 185 — 11,6 „ 
4. Osterreich-Ungarn 102 = 6,4, 
5. Großbritannien. 90,6 = 5,6 „ 
6. Rußland 8229,4 
7. Vereinigte Staaten 63,5 
8. Belgien 34,7 
9. Argentinien 25,4 
10. Agypten 23,8 
11. Rumänien 20 
Die vorzüglichsten Einfuhrartikel sind: aus 
Deutschland: Eisen, Kohlen, Wollgewebe, Baum- 
wollkonfektion, Leder und Bücher; aus Frank- 
reich: Rohseide, Eisen, Kohlen, Vieh. Wein usw.; 
aus Italien hauptsächlich Rohseide, Schlachtvieh 
und Wein; aus Osterreich: Getreide, Holz und 
Zucker; aus den Vereinigten Staaten: Getreide, 
Rohbaumwolle und Petroleum; aus Rußland: 
Getreide; aus Großbritannien: Baumwolle und 
Eisen; aus Belgien: Kohlen und Eisen; aus 
Spanien: Wein. 
Die Hauptabnehmer der Schweiz sind fol- 
gende Länder (in Mill. Franken bzw. in % der 
Gesamtausfuhr): 
1. Deutschland 254 — 23 % 
2. Großbritannien. 181,7 = 16,5 „ 
3. Vereinigte Staaten. 146,3 = 13,3 
4. Frankreich 0,6 = 11 „ 
5. Jtaleen 82,5 = 7,5 „ 
6. Osterreich-Ungarn 70 = 6,4, 
7. Rußland 34 
8. Argentinien 21,9 
9. Belgien 19,8 
10. Spanien . 138,2 
Verkehr. a) Straßen: Die Schweiz ver- 
fügt über ein ungemein dichtes und wohlgepflegtes 
Straßennetz, das seit Erstellung der Eisenbahnen 
überwiegend dem Lokalverkehr dient und im Ge- 
birge noch eine erhöhte Bedeutung besitzt. Über die
	        
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