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für die Kantone vom Bund eine Entschädigung
erhalten. Der gesamte Militärunterricht ist Sache
des Bundes, der auchedie Militärpersonen gegen
die wirtschaftlichen Folgen von Krankheiten und
Unfällen versichert. Angehörige von Wehrmännern,
die durch deren Militärdienst in Not geraten,
werden ausreichend unterstützt (die Auslagen be-
zahlt der Bund zu ¾, der Kanton zu ¼). An
der Spitze der Armee steht in Kriegszeit ein Ge-
neral, im Frieden der Chef des eidgenössischen
Militärdepartements. Jeder Schweizer ist vom
20. bis 48. Jahr wehrpflichtig, und im Fall der
Dienstuntauglichkeit zur Bezahlung eines Ersatzes
pflichtig (vom 20. bis 40. Jahr). Das Heer
besteht aus Auszug (Wehrmänner des 20./32.
Altersjahrs), Landwehr (33./40. Jahr) und Land-
sturm (41./48. Jahr). Hauptleute dienen im Aus-
zug bis zum zurückgelegten 38., in der Landwehr
bis zum 44., im Landsturm bis zum zurückgelegten
52. Altersjahr. Abgesehen von dem militärischen
Vorunterricht für noch nicht dienstpflichtige Jüng-
linge findet die militärische Ausbildung statt in
den Rekrutenschulen (Infanterie und Genie 65,
Kavallerie 90, Artillerie und Festungstruppen 75,
Sanitäts-, Veterinär-, Verpflegungs= und Train-
truppen 60 Tage) und in jährlichen Wieder-
holungskursen (in der Dauer von 11, bei der Ar-
tillerie und den Festungstruppen von 14 Tagen);
die Wiederholungskurse der Landwehrmänner fin-
den alle 4 Jahre während 11 Tagen statt. Am
Gotthardpaß und bei St Maurice (Wallis) sind
umfassende Festungsanlagen erstellt worden. —
Militärisch ist die Schweiz in 8 Divisionkreise
eingeteilt. Heereseinheiten sind: Division, Armee-
korps (2 Divisionen nebst allfälligen weiteren
Truppenkörpern) und Festungsbesatzung mit fol-
genden Gliederungen: Infanterie (aus 3/6 Kom-
pagnien das Bataillon, aus 2/4 Bataillonen
das Regiment, aus 2/3 Regimentern die Bri-
gade), Kavallerie (aus 2/3 Dragonerschwadronen
das Regiment, aus 2/3 Regimentern und einer
reitenden Mitrailleurkompagnie die Brigade), Ar-
tillerie (aus 2/4 Batterien der Feld-, Gebirgs-
oder Fußartillerie die Abteilung, aus 2/3 Ab-
teilungen das Regiment und aus 4/6 Park-
kompagnien und den erforderlichen Trains der
mobile Park, aus 2/4 Parkkompagnien der De-
potpark), Genie (aus 2/4 Kompagnien und den
erforderlichen Trains das Bataillon), Festungs-
truppe (aus 2/6 Kompagnien der Festungstruppen
die Festungsartillerieabteilung), Sanitätstruppe
(aus 3/6 Ambulanzen und den erforderlichen
Trains das Lazarett) und Verpflegungstruppe
(aus mehreren Verpflegungskompagnien und den
erforderlichen Trains die Verpflegungsabteilung).
Dazu kommen noch die verschiedenen Dienstzweige.
Die Bewaffnung der Füsiliere und Schützen bildet
das Schmidtgewehr, Kaliber 7,5 mm mit festem
Magazin für 12 Patronen. Die Heeresstärke be-
trug 1909: Auszug 138 758, Landwehr 68 228,
Landsturm 127121 Mann.
Schweiz.
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Literatur. J. v. Müller, Geschichten schweizer.
Eidgenossenschaft, fortgesetzt von Glutz, Hottinger,
Vulliemin u. Monnard (13 Bde, 1800/51, am
vollständigsten, aber teilweise veraltet); K. Dänd-
liker, Gesch. der Schweiz (3 Bde, 1900, berück-
sichtigt die Kulturgesch.); I. Dierauer, Gesch, der
schweiz. Eidgenossenschaft (3 Bde, 1887/1907, vor-
zügliches Werk, aber mit Ausschluß der Kulturgesch.,
bis 1648 reichend); J. Hürbin, Handbuch der
Schweizergesch. (2 Bde, 1900/08, kath. Standpunkt,
gute Literaturangaben, bis zur Gegenwart fortge-
führt, aber im 19. Jahrh. nur noch ganz summa-
risch); Wilh. Ochsli, Gesch der S. im 19. Jahrh.
(1I. Bd 1903; umfaßt die Zeit 1798/1813, vom
prot.-radikalen Standpunkt, aber wissenschaftlich);
P. Seippel, Die S. im 19. Jahrh. (3 Bde, 1898
bis 1900, deutsch u. franz., reiche Behandlung der
Kulturgesch., die einzelnen Abschnitte von besondern
Autoren bearbeitet). Atlas: J. C. Vögel in G.
Meyer v. Knonau, G. v. Whß u. G. Meyer v. Kno-
nau Sohn, Histor.-geograph. Atlas der S. in 15
Blätter. Neue Ausgabe (1870). Knapp u. Borel u.
Attinger, Geograph. Lexikon der S. (6 Bde, 1901
bis 1909, bietet zugleich eine allseitige übersicht
über die Natur, Kultur, Gesch., Volkswirtschaft u.
Institutionen des Landes, deulsche u. französ. Aus-
gabe).
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Demokratien (2 Tle in 3 Bdn, 1850/59); J. C.
Bluntschli, Gesch. des schweiz. Bundesrechts (2 1875,
französ. Ausgabe 1877); Simon Kaiser u. Joh.
Strickler, Gesch. u. Texte der neuen Bundesverf.
der schweiz. Eidgenossenschaft von der helvet. Staats-
umwälzung bis zur Gegenwart (1901); Theod.
Curti, Gesch. der schweiz. Volksgesetzgebung (21885);
ders., Die schweiz. Volksrechte (1900); J. Schollen-
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J. Dubs, Das öffentl. Recht der schweiz. Eidge-
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Staatsrecht der schweiz. Eidgenossenschaft (1885);
L. R. v. Salis, Schweiz. Bundesrecht. Staatsrechtl.
u. verwaltungsrechtl. Praxis des Bundesrats u. der
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Gesch. u. System (1902); ders., Bundesverf. der
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(1905); ders., Das schweiz. öffentl. Recht (1909);
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verf. (1905). Zeitschrift für schweiz. Recht (1852 ff;
enthält Abhandlungen, Rechtsquellen, Übersicht
über Gesetzgebung u. Gerichtsentscheide); C. Hilty,
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(1885 ff; Abhandlungen u. politische Jahresüber=
sicht); Reichesberg, Handwörterbuch der schweiz.
Volkswirtschaft, Sozialpolitik u. Verwaltung
(3 Bde, 1902/10).
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