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schüler des Alten Testaments im Schatten des
Heiligtums heranwuchsen. Konnten die Ober-
hirten den erforderlichen Unterricht ihnen auch
nicht selbst erteilen, so hielten sie es doch für ihre
Pflicht, die Heranbildung ihrer Kleriker sorgfältig
zu überwachen. Der Grad der Bildung, welcher
in den verschiedenen Schulen erreicht wurde, hing
von der Tüchtigkeit des Bischofs und der von ihm
bestellten Lehrer ab.
Einen besondern Typus erhielten im fränkischen
Reich seit dem Schluß des 8. Jahrh. zahlreiche
Kathedralschulen durch die weit verbreitete Kapitel-
verfassung Chrodegangs von Metz, welche die
jungen Aspiranten des geistlichen Stands der
Leitung des Domscholastikus unterstellte. Diesem
wurde später die Aufsicht über das ganze Er-
ziehungs= und Unterrichtswesen der Diözese an-
vertraut, so daß sein Amt sehr einflußreich war
und in den meisten Kapiteln als Dignität galt.
Noch größeren Aufschwung nahmen die Kathedral-
schulen infolge der Einwirkung Karls des Großen
und seiner berühmt gewordenen Konstitution De
scholis per singula episcopia et monasteria
instituendis vom Jahr 787 (Baluze, Cap. Reg.
Franc. 1 72). Sein Sohn Ludwig der Große
promulgierte auf dem Nationalkonzil von Aachen
im Jahr 816 das erweiterte Chrodegangsche In-
stitut für alle bischöflichen Kirchen des Reichs als
Gesetz. An diese Bestimmungen knüpften auch die
römischen Synoden von 825 und 850 an, während
Alexander III. im Jahr 1179 und Innozenz III.
im Jahr 1215 auf dem 3. und 4. Laterankonzil
die Anordnung trafen, daß an jeder Domkirche
mindestens ein Lehrer der Heiligen Schrift die
Scholaren gratis in den geistlichen Disziplinen
unterweisen sollte. Unter den zahlreichen blühen-
den Domschulen jenes Zeitalters waren die von
Arles, Reims, Tours, Lyon, Langres, Vork,
Canterbury, Paderborn, Hildesheim, Worms,
Würzburg und Köln lange Jahre hindurch hoch-
berühmt. Nach dem Muster der Kathedralschulen
entstanden dann allmählich auch bei den größeren
Kirchen in den Städten und selbst auf dem Land
Stifts= und Pfarrschulen, in denen bewährte
Lehrer und Seelsorger den Unterricht und die Er-
ziehung der Chorknaben besorgten, die beim Ge-
sang und Gottesdienst zunächst als Ministranten
mitwirkten und praktisch und theoretisch für den
Dienst des Heiligtums so weit vorbereitet wurden,
bis sie vom Archidiakon dem Bischof zur Weihe
empfohlen werden konnten.
Durch die Gründung der großen Mönchs-
orden des hl. Basilius und des hl. Benedikt war
inzwischen eine große Zahl der bischöflichen Stühle
im Morgen= wie im Abendland durch die geist-
lichen Söhne dieser Heiligen besetzt worden, die
dann gern die Erziehung ihres Diözesanklerus der
bewährten Leitung ihrer früheren Ordensbrüder
anvertrauten. So kam es, daß die Kloster= und
Ordensschulen als Bildungsstätten für den Welt-
klerus zu den Dom-, Stifts= und Pfarrschulen
Seminarien.
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hinzu= und teilweise selbst an ihre Stelle traten.
Die Klöster wurden daher frühzeitig auch die
Pflanzschulen, aus denen die Päpste die Werk-
zeuge zur Ausbreitung der Kirche in den bisher
heidnischen Ländern entnahmen. Gregor der Große,
der erste der aus dem Mönchtum hervorgegangenen
Päpste, war auch der erste, der seine Ordens-
brüder in größerem Maßstab in den Dienst der
Kirche zog und ihnen u. a. die Mission in Eng-
land zuwies. Seitdem sind es vorzugsweise Priester
der verschiedenen Orden gewesen, die, vom Apo-
stolischen Stuhl gesendet, in der Alten wie in der
Neuen Welt der Kirche neue Völker und Länder
gewannen und sie für die Eingliederung in die
christliche Völkerfamilie reif machten.
Alle diese im Lauf der Zeit entstandenen geist-
lichen Bildungsanstalten haben dann nach jahr-
hundertelangem Arbeiten, entsprechend dem Wesen
des nach Wahrheit dürstenden Menschengeistes,
einen gewissen Schluß= und Mittelpunkt gewonnen
in den Universitäten des Mittelalters. Der
aus dem innern Mark jener glaubensfreudigen
Zeit hervorquellende organisierende Trieb, der
sich in der Schöpfung zahlloser Korporationen,
Innungen, Gilden und Gemeinwesen betätigte,
suchte auf dem Grund des Glaubens zunächst die
Theologie und dann den ganzen Dom der übrigen
Wissenschaften auszubauen, indem er aus der
Korporation der Lehrer und Schüler der einzelnen
Fakultäten, aus der universitas magistrorum
et scholarium die universitas artium et
scientiarum schuf, den Gesamtorganismus der
Wissenschaften, welche alle wie die im Prisma
gebrochenen Lichtstrahlen auf ihren gemeinsamen
Ursprung, die Sonne der ewigen Wahrheit und
die Quelle alles Lichtes hinweisen. Nach ihrer
Idee wie nach ihrem geschichtlichen Ursprung sind
demnach die meisten Universitäten Töchter der
Kirche, hervorgewachsen aus ihren Dom= und
Klosterschulen. In der Person ihres Kanzlers
von Anfang an dem unmittelbaren Schutz der
Päpste als der obersten Lehrer der Christenheit
unterstellt, wurden sie von ihnen mit besondern
Rechten und Freiheiten, mit kirchlichen Gütern
und Präbenden reichlich ausgestattet. Die ein-
zelnen Nationen, Diözesen und Orden errichteten
deshalb schon frühzeitig neben diesen Hochschulen
ihre Kollegien, Konvikte oder Bursen, in welchen
die zum guten Teil aus Welt= und Ordensklerikern
bestehenden Scholaren nicht bloß gemeinsame Woh-
nung und Beköstigung, sondern auch häusliche
Beaussichtigung, wissenschaftliche Förderung durch
Repetitionen und Disputationen und Vorberei-
tung für die Erwerbung der akademischen Grade
erhielten.
So besaß denn die katholische Kirche beim Aus-
gang des Mittelalters in ihren Hoch-, Dom-,
Kloster= und Stiftsschulen, in ihren Kollegien,
Konvikten und Bursen eine fast überreiche Fülle
priesterlicher Erziehungs= und Bildungsanstalten.
Fragen wir nach dem Geist, der in ihnen lebte,