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an 908 200 Stüch), die große Werte sür die Aus-
fuhr liefert; bedeutend ist auch die Zucht von
Pferden (174 400), Rindern (969 900), Schafen
(das eigentliche Fleischtier des Landes; 3106200),
Ziegen (510 100) und Geflügel (4,86 Mill.) so-
wie die Seidenraupenzucht. Der Bergbau ist
im Ausschwung; gewonnen werden Kohlen, Kupfer,
Blei-, Zink-, Silber= und Antimonerze sowie
Gold in einigen Flüssen. Die Industrie ist
schwach entwickelt, da die Bedürfnisse des Volks
gering sind und die erforderlichen Fabrikate vom
Ausland meist billiger bezogen werden können.
Außer der Hausindustrie (besonders in Kupfer-
und Messerschmiedwaren, Töpferei, Seilerei,
Stickerei, Teppichknüpferei) ist von einiger Wich-
tigkeit die Herstellung von Hanfwaren (2 deutsche
Werke), die Bierbrauerei, Mühlenindustrie, Fabri-
kation von Pflaumenschnaps, Tabak und Zigarren,
Faßdauben, der Schiffbau usw. sowie die staat-
liche Waffenfabrik in Kragujevac. Die Handels-
bilanz ist seit Jahren immer aktiv; 1908 belief
sich der Wert der Einfuhr auf 75 635.000, der
Ausfuhr auf 77749 000 Dinare. Hauptwaren-
klassen der Einfuhr waren Textilwaren und Roh-
stoffe (23,96 Mill. Dinare), Metalle (13,92), land-
und forstwirtschaftliche Produkte, Getränke (13,29),
Maschinen und Instrumente (9,16), Drogen,
Chemikalien und Farben (3,15); der Ausfuhr:
Pflaumen (13,6), Weizen (11,52), Mais (5,82),
Gerste (4,23), rohe Häute (3,5), Kupfer (4,3),
Fleisch (2,6) usw. Hauptverkehrsländer sind Oster-
reich-Ungarn (Einfuhr 32,15, Ausfuhr 21,5 Mill.
Dinare), dessen Handel mit Serbien in den letzten
Jahren wegen des Zollkriegs stark zugunsten des
deutschen zurückgegangen ist. Deutschland (21,36
bzw. 14,02), Belgien (1,6 und 16,13) und die
Türkei (3,15 und 10,97). Das Netz der Straßen
(5600 km) und Eisenbahnen (Ende 1908: 676 km
im Betrieb, 448 km im Bauy ist noch ziemlich
weitmaschig; einen großen Teil des Verkehrs ver-
mitteln die Donau, die Sau und Drina, auf denen
Schiffe der serbischen Dampfbootgesellschaft sowie
die österreichisch-ungarischer, rumänischer und rus-
sischer Gesellschaften verkehren. 1908 bestanden
1493 Post-, 181 Telegraphenanstalten (83439 km
Linien) und 2069 Telephonstationen und -posten.
— Die Finanzen des Staats sind infolge der
Mißwirtschaft und der politischen Wirren der
letzten Jahrzehnte in ungünstiger Verfassung; die
Einnahmen waren im Budget für 1909 auf
103,644 Mill. Dinare veranschlagt (direkte Steuern
29,12, Zölle 11,34, Monopole 28,05, Staats-
eisenbahnen 10,7, Domänen 6,37, Verzehrungs-
steuer 6 Mill. usw.), die Ausgaben auf 103,324
Mill. (Staatsschuld 26.98, Zivilliste 1,2, Mini-
sterium des Kriegs 27,04, der öffentlichen Arbeiten
11,62, der Finanzen 10,3, des Unterrichts nd
der Kulte 7,42, des Innern 4,72 usw.). Ganze
Einnahmeposten (Tabak-, Salz-, Petroleum-,
Zündhölzchen-, Zigarettenpapiermonopol, Zölle,
Stempel-= und Getränkegebühren, Erträge der
Siam.
1118
Obrtsteuer) sind der freien Verfügung des Staats
entzogen und der 1895 eingesetzten autonomen
Monopolverwaltung abzuliefern (Verwaltungs-
rat 6 Mitglieder, von denen 4 serbische Untertanen
sind, 2 von den Obligationsbesitzern dem Finanz-
minister vorgeschlagen werden); diese verwendet
die Erträgnisse (1908: 37,39 Mill.) für den
Dienst der Staatsschuld und führt den Überschuß
an die Staatskasse ab. Die Staatsschuld betrug
Anfang 1909: 541,11, 1910 an 670 Mill. Di-
nare. — Hauptgeldinstitute sind die Nationalbank
(Kapital 20 Mill. Dinare), die zur Notenausgabe
berechtigt ist, die Serbische Exportbank, die staat-
liche Hypothekenbank (Uprawa Fondowa) und
die Franco-Serbische Bank. Münzeinheit ist der
Dinar zu 100 Para (— 80 Pfennig); im Um-
lauf sind Goldmünzen zu 20 und 10, Silber-
münzen zu 5, 2, 1 und ½ Dinar, Nickel= und
Bronzemünzen. Für Maße und Gewichte ist seit
1875 das metrische System eingeführt.
Literatur. I. Geschichte S.3 von Källay (un-
vollendet; deutsch, 2 Bde, 1877/85) u. Jirekek
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La tragédie serbe (Par. 1906); Georgeviéc, Das
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chesses minerales de la Serbie (Par. 1907); Is-
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II Knupfer, IIfff Lins.)
Siam. I. Heschichte. Über die älteste Ge-
schichte der Siamesen oder Thai, eines Zweigs der
Schanvölker, ist wenig bekannt. Die ältesten Ahnen
der Siamesen, die Ai-lao, traten um 51 n. Chr.