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Motive das Elend seiner Mitmenschen zu lindern
ucht.
Die beiden Theorien, der Privat= und Sozial-
endämonismus, sind unhaltbar, denn weder
das eigne Wohlergehen (das Privatwohl) noch die
allgemeine Wohlfahrt (das Gesamtwohl) können
Norm der Sittlichkeit sein.
a) Der Privateudämonismus beruht
erstens auf der falschen Voraussetzung, daß der ein-
zelne Mensch in keiner wesentlichen Abhängigkeit
von Gott stehe, sondern absoluter Selbstzweck sei,
und daß des Menschen höchster Zweck während
seines zeitlichen Lebens im größtmöglichen Genuß
der irdischen Güter bestehe. Diese zwei Grundsätze,
die die notwendige Grundlage jeder Art von
Privatutilitarismus bilden, sind unrichtig, weil
einmal der Mensch nicht Selbstzweck ist, sondern
die Bestimmung hat, Gott, seinen Schöpfer, durch
Beobachtung des Sittengesetzes zu verherrlichen.
Sodann ist des Menschen höchster Zweck im gegen-
wärtigen Leben kein anderer als die Vorbereitung
seiner zukünftigen Glückseligkeit im Jenseits. Diese
Vorbereitung kann aber unmöglich darin bestehen,
daß er in den Freuden und Genüssen des gegen-
wärtigen Lebens vollständig aufgehe, so daß ihm
keine Zeit übrig bleibt, sich um das zukünftige
Leben im Jenseits zu bekümmern. Zweitens ist der
Privateudämonismus in seinen Konsequenzen ver-
werflich, denn er macht die Sittenlehre zu einer
rein subjektiven, zufälligen, nach der Verschieden-
heit der Personen und Umständen wechselnden
Angelegenheit. Das gesellschaftliche Leben fordert
sodann von den Individuen mancherlei Opfer, da
die Einzelinteressen sehr oft mit den Interessen der
Gesamtheit erfahrungsgemäß im Widerspruch
stehen. Wäre also das Privatinteresse der höchste
Zweck des Menschen und die Norm seiner Sitt-
lichkeit, dann müßte man die für das gesellschaft-
liche Leben notwendige Unterordnung des Privat-
interesses unter das Gemeinwohl als sittlich schlecht
verurteilen, und jeder wäre als Mensch verpflichtet,
unbekümmert um das Wohl und Wehe seiner Mit-
menschen nur sich selbst und seinen persönlichen
Interessen zu leben. Was würde dann aus der
menschlichen Gesellschaft, aus Familie und Staat
werden? Ja, wenn das Privatwohl die höchste
Norm der Sittlichkeit wäre, wären alle Mittel,
die es fördern, also auch Meineid, Mord oder Ver-
rat, sittlich, und der Mensch wäre sittlich um so
besser, je mehr er durch alle ihm zu Gebote stehen-
den Mittel sein eignes Wohl oder Interesse zu
fördern suchte. Kurz die Moral des Privatinter-
esses nimmt dem menschlichen Leben allen Wert
und jede Würde.
b) Der Sozialeudämonismus hadeinen
Kern von Wahrheit. Wenn man nänmlich sagt,
eine Handlung sei nur dann sittlich gut, wenn sie
das Gesamtwohl der Menschheit fördere, so ist
das richtig, vorausgesetzt, daß die Handlung mit
der wahren Sittenordnung übereinstimmt und daß
man unter Gesamtwohl das wahre Wohl der
Sittliche Ordnung.
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menschlichen Gesellschaft versteht. Der richtig ver-
standenen irdischen Wohlfahrt kann eine wahrhaft
gute Handlung nur förderlich sein. Allein die
Sozialeudämonisten verstehen unter Gesamtwohl
das irdische Wohl mit Ausschluß jeder Beziehung
zum jenseitigen Leben und stellen überdies die so
verstandene irdische Wohlfahrt als höchste Norm
der Sittlichkeit auf. Das widerstreitet aber sicher
erkannten Wahrheiten und führt zu Konsequenzen,
die mit der allgemeinen Überzeugung der Menschen
unvereinbar sind. Erstens setzt der Sozialutili=
tarismus, wenigstens stillschweigend, den Irrtum
voraus, das Menschengeschlecht sei sich absoluter
Selbstzweck. Da aber tatsächlich Gott wie der
Schöpfer so auch das Endziel aller Dinge ist, so
kann die zeitliche Wohlfahrt der Menschheit oder
die gesellschaftliche Nützlichkeit nicht der einzige
Maßstab des Sittlichen sein. Etwas anderes ist
es, zu sagen: diese Handlung ist sittlich gut und
dient der allgemeinen Wohlfahrt, und: diese Hand-
lung ist sittlich gut, weil sie die allgemeine Wohl-
fahrt fördert. Zweitens hat der Mensch die Pflicht,
Gott, seinen Schöpfer und sein Endziel, zu lieben
und zu verehren, gleichviel ob dadurch das irdische
Wohl der Menschen gefördert wird oder nicht. Ist
aber die Liebe und Verehrung Gottes eine Pflicht
des Menschen, so ist sie für ihn auch eine sittlich
gute Handlung. Folglich gibt es Handlungen, die
unabhängig von der gesellschaftlichen Nützlich-
keit sittlich gut sind; also ist die allgemeine Wohl-
fahrt nicht die einzige und höchste Norm der
Sittlichkeit. Drittens ist der Begriff der allge-
meinen Wohlfahrt überhaupt zu unbestimmt und
zu vag; er bedarf selbst eines höheren sittlichen
Maßstabs, kann also nicht die oberste Richtschnur
des Sittlichen sein. Die Wohlfahrt kann eine
wahre und falsche, eine sittlich gute und schlechte
sein. Tatsächlich finden sich auch unter den ein-
zelnen Völkern, selbst unter den Kulturvölkern,
ganz verschiedene Begriffe von der allgemeinen
Wohlfahrt. Welches ist also die Wohlfahrt, die
uns als Ziel beim sittlich guten Handeln vor-
schweben soll! Wenn Paul v. Giöycki „die all-
gemeine Wohlfahrt, d.i. das größtmögliche wahre
Glück aller“, als die Richtschnur der Moral be-
zeichnet, so gibt er mit diesem Zusatz bzw. Grund-
satz den eudämonistischen Standpunkt auf. Denn
wer von wahrer Glückseligkeit redet, erkennt da-
durch an, daß es eine falsche gibt, daß man somit
eines über der Glückseligkeit stehenden Maßstabs
bedarf. Endlich führt der Sozialeudämonismus
zu falschen Konsequenzen, indem er den einzelnen
Menschen zum bloßen Mittel für die Gesamtheit
herabwürdigt. Ist nämlich die Förderung des
Gemeinwohls höchster Zweck des einzelnen Men-
schen und Norm der Sittlichkeit, so haben alle
jene Menschen, die diesen Zweck nicht erfüllen
können, kein Recht auf Existenz, und es wäre
eine sittlich gute Tat, alle schwächlichen, kranken,
siechen oder altersschwachen Individuen, die für
die Gesellschaft nicht bloß wertlos, sondern sogar