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handeln. Trotzdem ist die Methode dieser Philo-
sophen, die Adam Smiths eingeschlossen, kein
eigentlich induktives Verfahren zu nennen. Ihnen
sind die geschichtlichen Tatsachen und die aus dem
Leben geschöpften Beobachtungen nicht der Aus-
gangspunkt, von dem sie zu den von ihnen auf-
gestellten allgemeinen Wahrheiten oder Behaup-
tungen emporsteigen. Sie dienen ihnen nur dazu,
die in den sittlichen Handlungen und wirtschaft-
lichen Erscheinungen ihrer Ansicht nach tätigen
Kräfte und die Motive des menschlichen bzw. ge-
sellschaftlichen Handelns in Bezug auf ihre Be-
sonderheit und Wirkungsweise zu erkennen. Erst
aus der Erkenntnis dieser Kräfte und Motive, die
immerhin etwas spekulativ Erarbeitetes sind, leiten
sie ihre allgemeinen Wahrheiten ab, während die
Erfahrungstatsachen mehr zur Illustration und
zur Bekräftigung der aufgestellten theoretischen
Sätze dienen. Das theoretische Prinzip aber, aus
dem letzten Grundes die moralischen und gesell-
schaftlichen Erscheinungen von diesen Philosophen
gedeutet wurden, war die Annahme einer ursprüng-
lichen, angebornen Einrichtung oder Neigung der
Menschennatur, die von selbst, falls sie nur nicht
von außen gestört wird, die selbstsüchtigen und
altruistischen Triebe ausgleicht — also eine Art
prästabilierter Harmonie auf sittlichem Gebiet. So
war es schließlich doch wieder nur ethischer Sen-
sualismus bzw. Sozialutilitarismus, wie ihn
namentlich Shaftesbury ausgebildet hat. Dieser
nimmt in der Menschennatur soziale (sympa-
thische), egoistische (idiopathische) und unnatür-
liche (menschenfeindliche) Triebe an; letztere sind
immer sittlich schlecht, die geselligen immer gut,
die selbstischen aber gut oder bös, je nachdem sie
den sozialen widersprechen oder nicht; in der Har-
monie zwischen den sozialen und egoistischen und
dem Ausschluß der bösartigen Neigungen besteht
nun die Sittlichkeit. Nach Hutcheson liegt nun
in dem Menschen selbst das angeborne instinktive
Vermögen, der „moralische Sinn“ (oder wie wir
sagen würden, das Gewissen), Recht und Unrecht,
Gut und Bös unmittelbar zu empfinden, und
zwar so, daß er von diesem angenehm, von jenem
unangenehm berührt wird; es ist also eine un-
interessierte Sympathie mit dem Nächsten, die
dazu treibt, das Gute, den Sieg der uneigen-
nützigen Liebe über die Selbstsucht zu billigen;
und dieser moral sense ist nicht nur subjektives
Erkenntnisprinzip des Guten und Bösen, sondern
auch nächste Norm. Letzten Endes nicht so sehr
verschieden von dieser Gefühlsmoral ist die Nütz-
lichkeitsmoral Lockes und Humes, die besagt: die
Einsicht in die Nützlichkeit sittlicher Handlungen
erzeugt Wohlgefallen an ihnen, also moralische
Neigungen; danach wäre also die wohlverstandene
Selbstliebe das oberste Moralprinzip. Alle diese
Grundgedanken seiner Vorgänger benutzt nun
Smith als Unterbau zu seinem viel einheitlicher
und gefälliger durchgebildeten System, indem er
sie unter Verwendung einer Fülle scharfsinniger
Smith.
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und psychologisch-feiner Beobachtungen teils ver-
schmilzt teils weiter bildet, letzteres insbesondere
durch Herausarbeitung des Moralprinzips des
Mitgefühls, der Sympathie, von dem weiter unten
noch näher die Rede sein wird. Als Grundzüge
seiner moralphilosophischen sowohl als national-
ökonomischen Anschauungen, die ihm mit jener
ganzen empirisch-sensualistischen schottischen Philo-
sophie gemeinsam sind, seien also schon jetzt fol-
gende als Konsequenzen der mechanistischen Auf-
fassung des Universums und des Weltgeschehens
#estgestellt. Aus allem leuchtet bei ihm hervor ein
hoher Optimismus. Er sieht in allen Erschei-
nungen und in den sie bedingenden Kräften eine
vollkommene Zweckmäßigkeit und planvolle Ord-
nung, die letzten Endes zu ihrer Auswirkung
kommt, mag das Geschehende zunächst auch noch
so unvollkommen und unbedeutend scheinen: alles
dient schließlich unfehlbar höheren allgemeinen
Zielen. Sofern man also nur dieser natürlichen,
sich selber regulierenden Zweckmäßigkeit ihren
Lauf läßt, ist die Wohlfahrt des einzelnen so-
wohl wie der Gesamtheit gesichert. Das Böse,
das Unangenehme, das Schädliche tritt also nie
von selbst ein, sondern muß von außen her eigens
verursacht werden. Glück ist überall da, wo es
nicht gestört oder gehemmt wird; schon die Ab-
wesenheit des Ungünstigen garantiert einen be-
friedigenden Zustand, so daß schließlich Glück und
Wohlfahrt nicht etwas Positives, sondern nur das
Freisein von Leiden wären. Bei dieser Ansicht von
individuellem Glück kann es nicht wunder nehmen,
daß Smith auch in seiner Volkswirtschaftslehre
von der Anschauung ausgeht, zum Gedeihen der
gesellschaftlichen Organisationen sei nicht so sehr
die positive Förderung durch die sozialen, also
konkret die staatlichen Organe erforderlich als viel-
mehr die Fernhaltung aller Hemmnisse von den
Rädern des geselligen Triebwerks. Und aus alle-
dem resultiert dann die Forderung der Freiheit:
man braucht nur die Kräfte des Menschen sich frei
entfalten zu lassen, und er wird sittlich handeln;
man lasse die wirtschaftlichen Kräfte sich unge-
hemmt auswirken, und die Wohlfahrt der Gesell-
schaft ist gesichert, denn auch zwischen dem Privat-
vorteil und dem Gemeinwohl besteht jene prästa-
bilierte Harmonie. Dieser Optimismus, diese
Annahme einer natürlichen Zweckmäßigkeit, dieser
Glaube an den Segen der individualistischen Frei-
heit lagen der ganzen Lehrtätigkeit Adam Smiths
zugrunde, deren Plan und Systematik noch zu
zeichnen wäre. Die Moralphilosophie, die er zu
behandeln hatte, umfaßte zu seiner Zeit Fächer,
die heute längst selbständige Disziplinen sind; nach
der damals gebräuchlichen Einteilung gehörten zu
ihr: 1) die natürliche Theologie, 2) die Ethik,
3) das Naturrecht und 4) die Politik. Den zweiten
und vierten Teil hat Smith in seinen beiden
großen Werken dargestellt; auf den dritten bezog
sich ein Teil der vor seinem Tod vernichteten
Handschriften; über natürliche Theologie, die ihm