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bauschule, Kunst= und Gewerbeschule, für Wein-
bau, Seidenkultur, eine Kadetten= und Marine-
schule, 6 Lehrerseminarien usw. bestehen.
Von wissenschaftlichen Instituten sind zu nennen:
die Nationalbibliothek in Lima, die Gemeinde-
bibliothek in Arequipa, das Nationalarchiv und
die erzbischöflichen Archive von Lima und Cuzco,
die peruanische Akademie, das Historische Institut
und die Geographische Gesellschaft ebenda, die
Observatorien in Arequipa und Lima.
V. Wirtschaftliche Berhällnisse. Trotz der
reichen Naturschätze des Landes sind die wirtschaft-
lichen Verhältnisse unbefriedigend. Der größte
Reichtum, die Mineralschätze, kommen größtenteils
Fremden zugut, der Absatz der Bodenerzeugnisse
weiter Gebiete leidet unter dem Mangel an Ver-
kehrswegen und der Entfernung von der Küste usw.;
dazu haben der Krieg mit Chile und die inner-
politischen Wirren (zuletzt 1908) den Wohlstand
empfindlich geschädigt, verbunden mit dem Mangel
an Arbeitskräften, und die Entwicklung des Landes
zurückgehalten. Das Küstenland ist überall, wo
Bewässerung vorhanden ist, sehr fruchtbar, aber
kaum zu ¼0 angebaut. Seine wichtigeren Boden-
produkte sind Mais, Reis, Zuckerrohr, Tabak
und Baumwolle, von Fruchtbäumen Oliven, Wein,
Kaffee, Cherimoya, Granadilla, Apfelsinen, Zi-
tronen, ferner Pfeffer, Kartoffeln, Bataten, Rü-
ben, Klee. Chinagras usw. In der Sierra, in der
noch große Latifundien vorhanden sind, gedeihen
Zuckerrohr (bis 1000 m Meereshöhe), Mais und
Weizen (bis zu 3000 m), Gerste, Hafer, Tabak,
Wein (bis 2000 m), der Kokastrauch, Bananen,
Quinoa (Perureis), Yucca, Cherimoya= und
Algarobobäume sowie fast alle europäischen Frucht-
bäume und zahlreiche Gemüsesorten; in den höheren
Regionen, den kalten Hochebenen der Punas und
auf dem Kamm der Kordilleren fehlt der Baum-
wuchs fast gänzlich, und Grasfluren treten an die
Stelle der Kulturen. In der östlichen Sierra und
in der Montan#a wird die Vegetation in den tie-
feren Lagen immer üppiger und tropischer; hier
gedeihen das Zuckerrohr, Kaffee-, Kakao-, China-
rinden= und Gummibäume, Koka sowie zahlreiche
Obstsorten. Unterhalb 1300 m Höhe herrscht der
tropische Urwald mit seiner Fülle wertvoller Nutz-
hölzer, Kautschuk-, Medizinal-(Vanille usw.),
Harz= und Farbpflanzen. 1907 betrug die Ernte
der wichtigeren Bodenerzeugnisse 14 500 t Baum-
wolle, 1100 t Kaffee, 141 200 t Zuckerrohr, an
30 000 t Reis, 3300 t Kokablätter. — Die
Viehzucht blüht besonders in der Sierra auf
Grasflächen der Puna, auf denen riesige Herden
von Rindern und Schafen (diese auch im Norden
des Küstenlandes), von Lamas, Alpakas, VBi-
cutias und Paco-Vicunas weiden; die durchschnitt-
liche Wollproduktion beläuft sich auf 60 000 Bal-
len im Jahr.
Der größte wirtschaftliche Schatz des Landes
sind die Mineralien, deren Mannigfaltigkeit und
Reichtum bei rationeller Ausbeutung noch große
Peru.
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Erträgnisse abwerfen können. Die Bergbaugesetze
verleihen den Ausländern hierin gleiche Rechte
mit den Einheimischen; für eine Mutung, die das
Eigentumsrecht auf ewige Zeiten verleiht, ist eine
halbjährliche Abgabe von 3 Pfund Sterling zu
bezahlen. Die Einfuhr von Maschinen, Geräten,
Werkzeugen und Betriebsmaterial für den Berg-
bau und von Material für die dazu nötigen Bahn-
bauten ist zollfrei. Die gesamte Ausbeute betrug
1907 an 71,4 Mill. M.
Gold (1907: 1,9 Mill. M#) findet sich im Kü-
stengebiet in Quarzadern, in der Sierra als Allu-
vialgold und in Gängen, in der Montaña als
Waschgold in Flüssen und angeschwemmten La-
gern der Talabhänge; Silber (25,1 Mill. M)
an vielen Stellen der Sierra in Verbindung mit
verschiedenen Metallen (berühmt die Silberminen
von Cerro del Pasco und Bauli), Kupfer an der
Küste und in den Anden (Hauptfundstätten bei
Ica, Pisco, Cerro del Pasco, Moquegua ufw.;
34,8 Mill. A), Quecksilber bei Huancavelica (fast
erschöpft), Eisen an mehreren Stellen (Departe-
ment Piura), Kohlen meist in der Sierra (Depart.
Junin, Ancachs, bei Huanacucho usw.), Petro-
leum an der Nordküste von Piura bis Lambayeque
(5,1 Mill. A), ferner Salz, Borax, Gips, Ala-
baster, Schwefel, Wismut, Guano (auf den Inseln
längs der Küste) usp. — Die Industrie be-
schränkt sich fast ganz auf die Verarbeitung der
heimischen Naturerzeugnisse: Gewinnung von
Zucker, Branntwein, Rum, Wein, Olivenöl,
Reisschälmühlen, Fabrikation von Stärke, Kokain,
Strohhüten, Tabak, Zigarren und Zigaretten,
Baumwoll= und Wollwaren, Teppichen, Papier,
Streichhölzern, Seife, Kerzen, Bearbeitung von
Häuten, Sägemühlen usw. Mit der Verwertung
der großen Wasserkräfte des Landes ist in den
letzten Jahren begonnen worden. — Der Handel
Perus leidet unter dem Mangel an Verkehrswegen,
der Großhandel liegt meist in den Händen fremder
Firmen (Deutsche, Engländer usw.). Der See-
handel geht größtenteils über den Hafen Callao.
Die Einfuhr betrug 1907: 113, die Ausfuhr
117 Mill. M; die Länder, die hauptsächlich am
Handel beteiligt waren, sind Großbritannien
(29,6% der Einfuhr, 42% der Ausfuhr), die
Vereinigten Staaten (21 und 24% ), Chile (4,5
und 10 %%), Deutschland (6,1 und 6,4 %%), Frank-
reich (5,3 und 8,1 %/), Belgien (4,9 und 4.7 %/).
Die wichtigsten Waren der Ausfuhr waren 1906
Zucker (28,9 Mill. A), Mineralien und Metalle
(24,1), Gummi und Harze (21,2), Wolle (10,6),
Baumwolle (9,6), Guano (7,3), Leder= und Leder-
waren (3,2), Hüte, Kokain, Kautschuk und Kaut-
schukwaren, Reis usw. Dem Verkehr dienen
außer den Dampfern auf den schiffbaren Strömen
(Amazonas, Ucayali, Maraßon, Madre de Dios,
Urubamba usw.) und dem Titicacasee eine Reihe
von Bahnen, die von der Küste aus auf die Sierra
zustreben, von denen aber nur 2 (Mollendo-Are-
quipa-Cuzco und Lima-Oroya) auf das innere