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meinsames Leben, gemeinschaftliche Kindererziehung
mit der genossenschaftlichen Arbeit, dem gemein-
samen Besitz nicht nur der Produktionsmittel,
sondern auch der Genußmittel verbunden sein.
Es sollalso eine vollständig kommunistische Ord-
nung durch freie Übereinstimmung gegründet, auf
gemeinsame, das Solidaritätsgefühl weckende und
stärkende Unterweisung aufgebaut werden! Man
sieht, Owen ist durchaus Optimist und Utopist! Er
nähert sich in seinen Ideen den Anarchisten der
Jetztzeit. Nur ist er noch viel utopistischer als diese,
da bei ihm von Strafe und Gewaltanwendung
zum Behuf der Schaffung der neuen Gesellschafts-
ordnung nicht die Rede ist. Die guten Erfah-
rungen, welche er mit den humanitären Institu-
tionen in seiner Fabrik New Lanark gemacht,
haben ihn zum vollständigen optimistischen Phan-
tasten ausgebildet und den pathologischen Zug
des Charakters, der vielen Sozialisten eigenlüm-
lich ist, zur vollen Höhe entwickelt. Auch die
traurigen Erfahrungen, die er mit seinen späteren
kommunistischen Unternehmungen New Harmony
im Staat Indiana in Nordamerika, Orbiston
und Harmony Hall in England machte, ja der
Verlust des größten Teils seines eignen Ver-
mögens vermochten diesen harmlosen Schwärmer
bis zu seinem Tod nicht von den phantastischen
Ideen zu heilen.
Viel ausgebreiteter als in England ist die so-
zialistische Propaganda und die Zahl der dieser
Richtung angehörigen Schriftsteller und Theo-
retiker aller Art in Deutschland gewesen.
Freilich haben diese gegenüber den französischen
fast nichts wesentlich Neues geleistet. Es ist immer
dieselbe Theorie von dem nationalen oder in erster
Linie genossenschaftlichen, in letzter aber doch
staatlichen Besitz der Produktionsmittel und dem
Arbeitslohn als der einzigen rechtmäßigen Ein-
kommensgquelle, welche sich in verschiedenen Varia-
tionen wiederholt. Wir brauchen daher auf diese
Einzelheiten nicht näher einzugehen und werden
nur gewissen negativen Tendenzen und der eigen-
artigen Begründung des deutschen Sozialismus
eine eingehendere Aufmerksamkeit zu schenken haben.
Der deutsche Sozialismus stammt erst aus den
40er Jahren des 19. Jahrh. Um diese Zeit wurde
der Schneider Wilhelm Weitling in Paris mit
den sozialistischen Tendenzen bekannt und schrieb
dann seine „Garantien der Harmonie und Freiheit"“
(Vevey 1842, neu herausgegeben von Mehring
1908). Er will das Eigentum abgeschafft sehen.
Die Verwaltung des Gemeinwesens und auch der
gemeinsamen Produktionsmittel soll von Meister-
genossenschaften ausgeübt werden, welche in ver-
schiedenen Abstufungen die Bezirke, Länder und in
höchster Instanz die Geschäfte des ganzen Bundes
ordnen. Die oberste Leitung soll ein Dreimänner=
bund in Händen haben, und es dürfen nach des
Schneidergesellen geläuterter Ansicht nur die be-
deutendsten Philosophen, welche gleichzeitig in der
Physik und in der Mechanik Hervorragendes
Sozialismus.
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leisten, zu dieser Würde berufen werden. Da aber
Weitling einsieht, daß nicht sofort sämtliche Men-
schen alles und namentlich nicht ohne weiteres
Künstlerisches leisten können, so sollen noch be-
sondere Behörden, die er Akademien nennt, für
die Leitung der ästhetischen Leistungen und die
verwandten Arbeitsverrichtungen bestehen. Merk-
würdigerweise setzt er geringes Vertrauen in die
Fähigkeit der Menschen, sich selbst zu regieren
und die richtigen Vertreter zur Ausübung der
Volkssouveränität zu finden. So sollen sich denn
die Verwaltungsbehörden durch Kooptation er-
gänzen. Wer leistet dann aber Bürgschaft dafür,
daß die zuerst doch aus den Wahlen der Masse
hervorgegangenen Leute fähig sind, diese Koop-
tation zweckentsprechend vorzunehmen?
Mit welcher Angst Weitling dem Mißbrauch
der Gewalt vorzubeugen sucht, und was er von
der Unparteilichkeit der Lenker des zukünftigen Ge-
meinwesens denkt, ergibt sich aus der Art und
Weise, wie er den nützlichen Ideen, welche die
Zukunft zeitigen wird, eine gehörige Aufnahme
sichern will. Wer eine neue Erfindung gemacht,
einen glücklichen Einfall zu haben glaubt, soll die-
selben ohne Nennung seines Namens der Behörde
mitteilen und bis nach getroffener Entscheidung
unbekannt bleiben. Wenn aber Weitling demnach
auch Fehler und Vergehen bei den Menschen der
zukünftigen Gesellschaftsordnung voraussetzt, so isst
er doch mild in ihrer Beurteilung. Es sind ihm
diese traurigen Erscheinungen nichts als Krank-
heiten. Wer nicht arbeiten will, stiehlt usw., wird
in ärztliche Behandlung gegeben und auch ohne
seine Einwilligung in ein Hospital eingeschlossen.
Ja ein Unverbesserlicher kann seine ganze Lebens-
dauer hindurch eingesperrt werden.
So ungereimt aber auch Weitlings und seiner
Gesinnungsgenossen Phantasiegebilde waren, so
sanden sie doch in der dem Jahr 1848 voraus-
gehenden Epoche mit ihrem Geist der Unzufrieden-
heit und der Auflehnung vielfach Verbreitung.
In einer Reihe von Zeitschriften wurde eifrig
gegen die bestehende Gesellschaftsordnung agitiert.
Gerade diese negative Seite, diese Kritik der tra-
ditionellen Institutionen, welche alle Schwächen
derselben eifrigst ans Licht zog, stark übertrieb und
nicht als Auswüchse, sondern als notwendige Fol-
gen des Privateigentums und der individuellen
Produktion darstellte, hat der Verbreitung der
Umsturztheorien weit mehr Vorschub geleistet als
die Predigt der nebelhaften, utopischen Ordnung
der sozialistischen Zukunftsgesellschaft. Seit dieser
Zeit schon datieren jene Redensarten, welche for-
dern, daß an die Stelle der auf dem Egoismus
aufgebauten Gesellschaftsordnung das allgemeine
Familienverhältnis aller trete, daß die Menschen-
liebe, das Gefühl der Solidarität alle menschlichen
Beziehungen durchdringe. Freilich kann das nach
den sozialistischen Rezepten immer nur so durch-
geführt werden, daß alle individuelle Freiheit und
damit alles Wohlbefinden irgend begabterer Per-