Full text: Staatslexikon. Fünfter Band: Staatsrat bis Zweikampf. (5)

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neralstreiks (1908); W. Zimmermann, Gewerbl. 
Einigungswesen in England u. Schottland (1906); 
ders., Methoden des gewerbl. Einigungswesens 
(1907); N. P. Gilman, Methods of industrial 
Peace (1904), deutsch von Franke unter dem Titel: 
Wege zum gewerbl. Frieden (1907); D. Clark, 
Labor Conditions in Australia (1905); F. v. Ber- 
lepsch, Reichseinigungsamt, in der Sozialen Praxis 
XXI(I911); E. Penzig, Massenstreik u. Ethik (1905); 
A. Lehmkuhl, Arbeitsvertrag u. Streik (71904); 
H. Pesch, Streik u. Lockont, in Stimmen aus 
Maria-Laach LXXVII (1909); J. Biederlack, Zur 
Frage von der sittlichen Erlaubtheit der Arbeiter- 
ausstände, in der Zeitschrift für kath. Theologie 
XXXIV (1910); ders., Arbeit u. Ware im Licht 
der kath. Theologie, in ders. Zeitschrift XXXV 
(1911); ders., Theologische Fragen über die gewerk- 
schaftliche Bewegung (1910). Die Moralwerke von 
Aertnys, Cathrein, Genicot, Göpfert, Lehmkuhl, 
Marc, Noldin, Vermeersch, Willems. 
(Heinrich Koch S. J. 
Studenten s. Universitäten. 
Studententum, soziales. 1. Zur An- 
bahnung gesunder gesellschaftlicher Verhältnisse 
genügt weder der Ausbau der sozialen Gesetz- 
gebung noch die wirtschaftliche Organisation der 
einzelnen Klassen. Von wesentlicher Bedeutung ist 
vielmehr das Verhältnis der einzelnen Klassen zu- 
einander, der Grad des Verständnisses der einen 
für die andere und des Willens, gemeinnützig das 
Volksganze über die Klassenforderung zu stellen. 
Dazu aber bedarf es einer sozialen Erziehung 
sämtlicher Volksklassen. Soweit dieselbe sich der 
Jugend der gebildeten und besitzenden Stände, 
vor allem der akademischen Jugend zuwendet, 
findet sie unter dem Stichwort „Soziales Studen- 
tentum“ in diesem Artikel ihre Besprechung. Daß 
mit der akademischen Jugend begonnen wer- 
den muß und die Vorbereitung zur gemeinnützigen 
Mitarbeit nicht erst nach Schluß der Universitäts- 
jahre beginnen darf, liegt in den Dingen be- 
gründet. Den im Amt stehenden Akademikern fehlt 
es vielfach an Zeit, an Möglichkeit und bald auch 
an Elastizilät des Beobachtens und des Einlebens. 
Was dagegen in die elastischen, idealgesinnten und 
offenen Studienjahre gesät wurde, geht mit Leich- 
tigkeit auf. An Eindrücke jener Zeit knüpft sich 
ohne Mühe die neue Anregung. 
2. An Versuchen, die akademischen Studien- 
jahre der gemeinnützigen Erziehung dienstbar zu 
machen, hat es nicht gefehlt. Um von älteren Ini- 
tiativen zu schweigen, seien nur erwähnt die Be- 
wegungen, die derchristlichsozialen Arbeit Stöckers, 
der Lehrtätigkeit der Kathedersozialisten, der na- 
tionalsozialen Gruppe Naumanns entsprangen. 
Auf katholischer Seite klangen ineinander die 
großen ethischen Alzente der Kettelerschen Zeit mit 
der den Gebildeten stark in das Volkstum hinein- 
drängenden Kulturkampfperiode. Um die Wende 
des 19. Jahrh. hat dann in freistudentischem Lager 
unter Anlehnung an nordische und englische Vor- 
bilder der Gedanke studentischer Arbeiterunterrichts- 
tätigkeit eine kleine Welle geschlagen. Erst in den 
Studenten — Studententum, soziales. 
  
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letzten Jahren stehen wir vor einem systematischen 
Ausbau sozialstudentischer Bestrebungen. Sie sind 
innerhalb des katholischen Studententums zu- 
sammengefaßt im „Sekretariat sozialer Studenten- 
arbeit“, M.-Gladbach, einer Gründung von Prak- 
tikern des Volksvereinskreises, von den Vorgängern 
wesentlich unterschieden. Sie entsprangen prak- 
tischen Bedürfnissen. Die Absenz der Gebildeten 
und Besitzenden im sozialen Vereinsleben wurde 
immer unliebsamer empfunden. Das Kulturleben 
der Vereine wendete sich oft zur Monotonie, das Ver- 
trauen des Volks zu seinen „Führern“ zur mißtraui- 
schen Geringwertung. Gemeinnützige, in der so- 
zialen Arbeit stehende Persönlichkeiten standen in 
der gebildeten und besitzenden Welt meist isoliert da. 
Hinter dieser zeitlichen Erscheinung stand eine Er- 
ziehungsfrage. Zum Unterschied von andern 
Ländern und in steigender Schärfe vom Süden 
zum Norden hin konnte von einer sozialen Er- 
ziehung junger Gebildeter und Besitzender im 
Ernst nicht geredet werden. Die Geburt aus 
kleiner Familie schützte nicht. Reich gewordene 
Parvenus waren nach Möglichkeit noch unsozialer 
als Glieder alter Geschlechter. Der in einem patri- 
archalischen Landbezirk übliche Verkehr mit Men- 
schen der handarbeitenden Schichten schmolz mit 
dem Wachsen der Stadt= und Industriebezirke und 
der Rekrutierung des akademischen Nachwuchses aus 
ihnen zusehends zusammen, genügte auch für sich 
allein nicht bei der steigenden Kompliziertheit 
staatsbürgerlicher Verhältnisse und bei dem unend- 
lichen Unterschied des Abstammungs= und des 
Tätigkeitsmilieus. Die Gymnasialerziehung ist 
gleichfalls kein nennenswerter Faktor sozialer Vor- 
bereitung. Die Diskussionen über Bürgerkunde 
und staatsbürgerliche Erziehung betreffen noch Zu- 
kunftsziele, und die besten Verordnungen sind 
wesentlich abhängig von den Eigenschaften und der 
Vorbildung der sie ausführenden Lehrkräfte. Die 
eigentliche Universitätszeit, die hier Versäumtes 
nachholen mußte, versagt vollständig. Ihre offizielle 
soziale Belehrung umfaßt durchschnittlich nur die 
Fakultät der Volkswirtschaftler, einen geringen 
Prozentsatz der Gesamtheit. Für andere Fakul- 
täten gibt es erst hie und da obligatorische Ele- 
mentarkenntnisse der Nationalökonomie. Auch das 
Besichtigungs= und freie Vortragswesen sozialen 
Charakters beschränkt sich im allgemeinen auf die 
sachlichen Kreise. Darüber hinaus führen wenige 
Wege. Das ist doppelt so schlimm geworden, 
nachdem die erdrückende Mehrzahl der deutschen 
Universitäten in mittleren und kleinen Städten 
liegen, denen der Pulsschlag des frischen Volks- 
lebens sehlt. Die vom Studententum abhängigen 
Handarbeitenden tragen kleinbourgeoisen Zuschnitt 
und stehen der Rührigkeit und Kulturfähig- 
keit proletarischer Entwicklung fern. Die paar 
großen Universitätsstädte, die wir haben, sind mit 
Anregungen ästhetischer, gesellschaftlicher und 
wissenschaftlicher Art so belastet, daß selbst dem 
ernsthaftest Suchenden während des Semesters
	        
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