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land beim Militär (sonst Strafmilderungsgrund),
Entmündigung der Trinker in Deutschland. Ver-
waltungsmaßnahmen: Verbot des Alkoholgenusses
im Dienst (Preußische Eisenbahnverwaltung), Be-
reitstellung billiger alkoholfreier Getränke (Preu-
bhische und Badische Eisenbahnverwaltungen,
Reichsdruckerei — 1908 Milchkonsum von 50 000
Liter —, Staatsdruckerei in Wien).
Die Literatur über die T. ist unübersehbar.
Eine umfangreiche, jedoch keineswegs vollständige
„Bibliographie der ges. wissenschaftl. Lit. über
Alkohol u. Alkoholismus“ veröffentlichte Abder-
halden (1904); er nennt für die Zeit vom 16. Jahrh.
bis 1904 für Europa u. die Verein. Staaten gegen
15.000 Schriften. Die für rasche Orientierung wich-
tigsten Werke sind: Grotjahn, Der Alkoholismus
(1898); Hoppe, Die Tatsachen über den Alkohol
(1904); Helenius, Die Alkoholfrage (1903); Der
Alkoholismus, seine Wirkungen u. seine Bekämp-
fung, hrsg. vom Verein gegen Mißbrauch geistiger
Getränke (1906 ff; bis 1911: 7 Bdchen); Pieper,
Mäßigkeitsbestrebungen (21906); Stumpf-Wille-
neger, Zur Alkoholfrage, graph. Tabellen (1907);
Bär, Die Trunksucht u. ihre Abwehr (21907).
Geschichtlich: Burns, Temperance Historr#
(1890); Bode, Kurze Geschichte der Trinksitten u.
Mäßigkeitsbestrebungen in Deutschland (1896);
Bergmann-Kraut, Geschichte der Antialkoholbestre-
bungen (1903).
über Einzelfragen: Herkner, Alkoholis=
mus u. Arbeiterfrage (1896); Stehr, Alkoholis=
mus u. wirtschaftliche Arbeit (1904); Egger, Der
Klerus u. die Alkoholfrage (71909); Neumann,
Der Seelsorger u. der Alkoholismus (1906); Baier,
Wir Frauen u. der Alkoholismus. Internat. Be-
richte über die Arbeit der Frauen im Kampf gegen
den Alkoholismus (1904); Droste, Die Schule,
der Lehrer u. die Mäßigkeitssache (1896); Denis,
Temperenzhandbuch für Lehrer (21905); Slateczek,
Schule u. Alkoholismus (1905); Martins, Deut-
sche Trinkerheilstätten (1909); Schellmann, Trinker-
fürsorgestellen (1910); Bode, Wirtshausreform in
England, Norwegen u. Schweden (1898); Lagquer,
Das Gotenburger System (1907); F. Böckel, Al-
koholismus u. Recht (1908).
Gute Volksschriften:a) Katholische: Der
Schnaps u. der Giftmischer vor Gericht (beide vom
Verband Arbeiterwohl hrsg.); Kapitza, Gewissens-
fragen über das Trinken, Alkoholismus u. soziale
Frage, u. Haw, König Alkohol (Trier, Mäßigkeits-
bund); Müllendorf, Illustrierter Mäßigkeitskate-
chismus, u. Werthmann, Bilder aus der kath.
Mäßigkeitsbewegung (Charitasverband); Neu-
mann, Mäßigkeitskatechismus (Heidhausen); b) an-
dere: Bode, Alkohol u. Co.; Warum unsere Kinder
Wein u. Bier nicht haben sollen; Quensel, Der
Alkohol u. seine Gefahren (alle Mäßigkeitsverlag);
Hähnel, Der Weg zum GElück.
Kongreßberichte: Die Berichte über die inter-
nation. Kongresse u. die deutschen Abstinententage.
Jahr= u. Taschen bücher: Warnings Jahr-
buch für Alkoholgegner (1906 ff; erscheint nicht
mehr); Hercod, Schweiz. Taschenbuch für Alkohol-
gegner (Lausanne!: Jahrbuch der Abstinenten
(Hamburg); Haft, Deutsches Taschenbuch für Absti-
nenten (Jena); Lorenz, Verzeichnis der alkohol-
freien Wirtschaften.
Trusts.
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Zeitschriften: Insges. etwa 70 im deutschen
Sprachgebiet mit 400 000 Abonnenten. Außer den
schon erwähnten Vereinszeitschriften bes.: Internat.
Monatsschrift zur Erforschung des Alkoholismus
u. Bekämpfung der Trinksitten (Basel); Die Al-
koholfrage (Berlin). IW. Liese.)
Trusts. Unter den verschiedenen Arten von
Unternehmerverbänden nehmen die nordameri-
kanischen Trusts eine eigenartige Stellung ein.
Sie bilden die stärkste Form der Kartellierung,
die nahezu völlige Verschmelzung mehrerer Unter-
nehmungen (Aktiengesellschaften) zu einer Riesen-
unternehmung. Die allgemeinen Ursachen und
Voraussetzungen, welche für die Entstehung dieser
wirtschaftlichen Organisationsform maßgebend
waren, sind zum großen Teil dieselben, welche
auch zur Schaffung der Kartelle führten (s. d. Art.
Bd III, Sp. 42 ff); daß man in den Vereinigten
Staaten über die einfacheren Formen der Kartel-
lierung weit hinausging, hatte seinen Grund in
den besondern Rechtsverhältnissen, welche den Ab-
schluß von Kartellverträgen unmöglich machten.
So sah man sich in die Notwendigkeit versetzt,
wollte man nicht den Gefahren einer freiwalten-
den Konkurrenz ausgesetzt bleiben, eine festere
Zusammenfassung der Hauptkonkurrenten auf dem
Gebiet einer Industrie zu schaffen, wie es zuerst
1882 in dem Petroleumtrust, Standard Oil
Company, geschah.
Der Zweck des Trusts, die Zusammenschlie-
hung mehrerer Aktiengesellschaften zu einer ein-
heitlich geleiteten Unternehmung, wurde anfangs
dadurch erreicht, daß die Aktionäre der einzelnen
Gesellschaften ihre Aktien auf eine Anzahl von
Vertrauensmännern, Trustees, übertrugen und
ihnen zugleich unwiderruflich das Recht einräum-
ten, für sie das mit dem Aktienbesitz verbundene
Stimmrecht auszuüben. Die Aktionäre erhielten
dafür Trustzertifikate, auf Grund deren sie am
Gesamtgewinn ebenso partizipierten wie früher
auf Grund ihrer Aktien am Gewinn der einzelnen
Aktiengesellschaft. Die Trustees, welche die Be-
amten der verschiedenen auf diese Weise zusammen-
geschlossenen Unternehmungen anstellten, vereinig-
ten also die Leitung aller Trustbetriebe vollständig
in ihrer Hand. In dieser Form entstanden bald
nach dem Muster der Standard Oil Company
eine ganze Anzahl von Trusts, so z. B. 1887 der
Zuckertrust und der Whiskytrust, und diese ge-
waltigen Unternehmungen übten naturgemäß einen
beherrschenden, in vieler Hinsicht nichts weniger
als wohlmenden Einfluß auf das wirtschaftliche
Leben aus. Es dauerte denn auch nicht lange, bis
sich eine starke Bewegung gegen die Trusts erhob.
Es wurden Klagen laut über Vernichtung der
Gewerbefreiheit, Herunterdrückung der Rohmate-
rialpreise, willkürliche Preisfestsetzung u. a. m.
Dazu kam der Hinweis auf mancherlei Gewalt-
tätigkeiten und Gesetzwidrigkeiten im Vorgehen
der Trusts gegen lästige Konkurrenten. Dieser
Druck der öffentlichen Meinung erzeugte zu An-