4. gleichzeitig die Annexionisten in schärfster Opposition auf den Plan
zu rufen für ihre besondere Aufgabe, den Feinden die ungebrochene
Siegeszuversicht der hinter ihnen stehenden Kreise zu beweisen;
5. vor allem aber ein Vertrauensverhältnis zwischen Heeresleitung,
Reichsleitung und Reichstag vor die Welt hinzustellen, das den
Feinden die Hoffnung auf fortgesetzte innere Krisen Deutschlands
nehmen würde.
Wir entwarfen demgemäß eine Erklärung, mit der der Kanzler vor
den Reichstag treten sollte.
„Vorschlag, eingereicht am 15. Juli 1917 für die Form, in
welcher sich der Reichskanzler auf den Boden der Mehrheits-
resolution stellen sollte.
„Giel kommt natürlich auf die Form an, in der der Reichskanzler Mi-
chaelis sich die Friedensresolution zu eigen macht. Er könnte etwa sagen:
„Der deutsche Krieg ist mir vom ersten Tage an ein Freiheitskrieg ge-
wesen. Wer für sein Recht und seine Freiheit kämpft, der hat Achtung
vor dem Recht und der Freiheit anderer Völker zu haben. Sonst ist ihm
seine eigene Sache nicht heilig. Darum habe ich alle jene läne, die un-
bekümmert um Recht und Freiheit anderer Nationen Deutschlands Hege-
moniestellung erkämpfen wollten, als eine Verfälschung der Motive emp-
funden, die uns wie ein Mann zum Schwerte greifen ließen. Meine eigene
Weltanschauung fordert also von mir, mich auf den Boden Ihrer Reso-
lution zu stellen. Aber ich kann Ihnen, meine Herren, nicht vorenthalten,
daß ich den Zeitpunkt bedaure, an dem Sie erneut das Wort „Verstän-
digung“ in die Welt binausrufen. Gewiß sind überall Kräfte am Werk,
die die Basis eines dauernden Friedens suchen und einen Zustand herbei-
sehnen, da die Völker wieder in gegenseitiger Achtung nebeneinander leben.
Aber von den feindlichen Regierungen hören wir den Ton des Abermuts,
aus dem herausklingt, daß sie noch immer darauf hoffen, einem gedemütig-
ten deutschen Volke den Frieden diktieren zu können. „Jagt erst euren
König weg“ und ähnliche Worte des Wahnsinns haben wir immer wieder
in den letzten Monaten aus England und Amerika vernommen. Dieser
Gesinnung gegenüber ist es für mein Gefühl schwer, das Wort „Verstän-
digung" zu gebrauchen. Darum möchte ich, wenn ich mich auf den Boden
Ihrer AMesolution stelle und mit Ihnen den Verständigungsfrieden als
mein Kriegsziel verkünde, Ihnen, meine Herren, und durch Sie dem deut-
schen Volke mit allem Ernst zum Ausdruck bringen, daß mir der psycho-
logische Augenblick für die Verständigung noch nicht gekommen scheint.
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