hätten, dann wären wir dem Frieden so unendlich viel näher ge-
kommen.“
„Er führte etwa aus: „Was hilft es mir, wenn ich durch Herum-
schnüffeln in deutschen Zeitungen mir klar mache, daß das Ministerium
Michaelis vom Standpunkt der deutschen Freiheit und der Herbei-
führung eines gerechten Friedens eine Verbesserung ist — ich kann
niemanden davon überzeugen. Meine Negierung läßt sich von der
öffentlichen Meinung führen. Nun stellen Sie sich einmal vor, wie
sieht das neue Ministerium vor der öffentlichen Meinung der Ver-
einigten Staaten aus:
„1. Bethmann verspricht das allgemeine Gleiche;
„2. Bethmann will sich auf den Standpunkt der Majoritätsreso-
lution stellen;
„3Z. Hindenburg und Ludendorff kommen angereist, der Kronprinz
trifft in Berlin ein;
„4. die Nationalliberalen fordern Bethmanns Sturz, mit ihnen die
ganze alldeutsche Presse; die Freisinnigen setzen sich für Beth-
mann ein;
„5. Bethmann fällt, es kommt ohne vorherige Fühlung mit den
Majoritätsparteien der neue Mann Michaelis, der stürmisch von
den Alldeutschen als ihr Mann begrüßt wird.““
Hoffnungsvoller lautete der Bericht über England:
Trot der unglücklichen Form unserer Friedensresolution griff die eng-
lische Opposition sie auf — fast könnte man sagen, als wäre sie froh,
einen Vorwand zu haben — so stark war damals die Stimmung im eng-
lischen Volk, die auf einen Verständigungsfrieden drängte. Die Arsachen
waren bekannt:
1. Man sah der bevorstehenden Offensive Haigs mit Sorge und Miß-
trauen entgegen.
2. Man wußte jetzt, daß die amerikanische Waffenhilfe frühestens im
Frühjahr 1918 anfangen würde ins Gewicht zu fallen, und man verab-
scheute die Zumutung, Trost in irgendwelchen Uumständen zu finden, die
erst jenseits eines vierten Kriegswinters eintreten würden.
3. Lloyd George versuchte den Widerwillen der Arbeiter gegen den
Krieg durch immer neue Konzessionen auf Kosten des Besitzes zu über-
winden. Da ist mit einem Male eine konservative Strömung für einen
rechtzeitigen Frieden deutlich erkennbar. Immer wieder wird vor dem
„roten Frieden“ gewarnt, in den ein sinnlos verlängerter Krieg münden
könnte. Die Angst vor der „unordentlichen Demokratie“ findet unverhoh-
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