Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

lenen Ausdruck. Ja der Plan taucht in der Presse auf: ein konservativ 
gerichtetes Ministerium Balfour-Lansdowne zu bilden, das sich auf 
Asquith stützen und Lloyd George kaltstellen oder ausschiffen würde. 
Am 27. Juli macht Asquith im Unterhaus seinen kühnen Vorstoß für 
den Frieden. Englische Nachrichten wollen wissen, daß Balfours Einver- 
ständnis dahintersteht. 
Nach dem „Manchester Guardian“ (vom 27. Juli 1917) hat sich dieses 
politische Ereignis folgendermaßen zugetragen: 
„Nach dem Aberblick über die Geschichte der jüngsten Ereignisse in 
Verlin kam Asquith zu der Schlußfolgerung, daß der Gang der Hand- 
lung zu einem Sieg für die Militärpartei geführt habe, daß der neue 
Kanzler diesem Siege seine Ernennung verdanke und daß die Er- 
wägungen der Mäßigung den Erwägungen der Extremisten gewichen 
wären. Als Asquith dann die Frage über Belgien stellte, unterbrach 
ihn Snowden bei diesem interessanten Punkt mit folgenden Worten: 
„Warum wird die Frage nicht an Deutschland gestellt?“ 
Mit erhobener Stimme und emphatisch gesteigerter Be- 
tonung antwortete Mr. Asquith, das sei gerade, was er 
jest täte. 
„Ich stelle diese Frage jetzt, wiederholte er, unter Bei- 
fall, „ich möchte die Antwort des deutschen Kanzlers auf 
diese Frage kennen. Ich richte sie jetzt an ihn, soweit ich 
dazu in der Lage bin.““ 
II. Versuche, eine Beantwortung der Asgquithschen Frage 
herbeizuführen 
Am 8. August sucht mich Hahn am Bodensee auf, um mir mündlich 
die Haager Informationen vorzutragen. 
Der Gesandte NRosen, so berichtete er, sieht in der Asquithschen Frage 
eine einzigartige Gelegenheit, um uns dem Frieden einen gewaltigen Schritt 
näherzubringen. Er hat sofort zwei Depeschen an den Reichskanzler ab- 
gesandt und ihn eindringlich gebeten, Asquith die öffentliche Antwort zu 
erteilen, nach der er verlangte. Er hat darüber hinaus durch den ehemaligen 
Premierminister Heemskerk Verbindung mit dem amtlichen England ge- 
sucht, um durch ihn womöglich die Garantie zu erhalten, daß eine deutsche 
Erklärung über Belgien Resonanz bei der englischen Regierung finden 
würde. Rosen war so weit gegangen, zu sagen: Kommt eine befriedigende 
Antwort und schweigt Michaelis noch weiter über Belgien, so sei er — 
Rosen — entschlossen, seinen Abschied zu nehmen. 
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