Ich war mit meinem Berichterstatter der Meinung, daß Rosen die er-
betene Garantie der Resonanz nie erhalten würde. Das amtliche Eng-
land wurde von Lloyd George und nicht von Asquith vertreten.
Über das, was nun von deutscher Seite zu geschehen habe, herrschte im
Haag eine zwiefache Auffassung: Die einen meinten mit Rosen: Michaelis
soll umgehend antworten. So hatten die holländischen Pazifisten die
Führer der Reichstagsmajorität telegraphisch mit drängenden Worten
aufgerufen, jetzt die Erklärung über Belgien zu erzwingen:
„.. Deutsche Majorität kann Friedenssache großen Schritt vor-
wärtsbringen, falls sie auf Asquiths Fragen bezüglich Belgiens un-
zweideutige Antwort durchsetzt. Hier wird allgemein Gegensatz zwischen
Reden Asquiths und Bonar Laws lebhaft besprochen. Bonar Law und
Hloyd George haben Kanzlerrede vor ihren Völkern als Bekenntnis zum
Annexionismus hingestellt. Asquith bezweifelt diese Deutung und fragt
Kanzler in klaren Worten, welche Stellung er Belgien gegenüber ein-
nimmt. Asquith setzt sich hier zum erstenmal in einer Frage der aus-
wärtigen Politik in Gegensatz zur gegenwärtigen Regierung. Bleibt
die Frage Asquiths unbeantwortet, so verwischt sich der Gegensatz aufs
neue; seine Verschärfung aber ist unvermeidlich, falls unzweideutige
Antwort kommt. Jetzt besteht schönste Gelegenheit, Asquith und was
hinter ihm steht vom jetzigen Ministerium loszumachen ... Bitte um
Mitteilung dieses Telegramms an David und Fehrenbach.“?
D. Johannes Lepsius, der seit einem Jahre sorgfältig die Friedens-
frage im Haag verfolgte, erteilte den anderen Dat: er berief sich auf
einen Ausspruch der „Westminster Gazette“, daß der Versöhnungs-
friede einen Systemwechsel in Deutschland zur Voraussetzung habe und daß
das Droblem gewaltig vereinfacht wäre, wenn die neue Ordnung wirk-
lich bumanen Geist widerspiegelte. — Ich gebe seine mir damals mündlich
übermittelte Auffassung nach einem Brief wieder, der etwa acht Tage
später eintraf:
„ Voraussetzung dafür, daß die freiheitliche Neuordnung
Deutschlands durchschlagend suggestiven Eindruck auf die
1 Dieses von Anfang August datierte Telegramm war an Conrad Haußmann
gerichtet.
: Am 15. August 1917 Üübermittelte Herr de Jong van Beek en Donk vom
„Anti-Oorlog. Raad“ den telegraphischen Bescheid, den er von einem bekannten
Engländer erhalten hatte: „Uneingeschränkte Erklärung des Kanzlers, vollständige
belgische Freiheit garantierend, erster wesentlicher Schritt zum Frieden. Wenn ge-
tan, würde er zweifellos internationale Situation verändern.“
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