Welt gewinnt, ist, daß mit der schwunglosen und schwäch—
lichen Vertretung, die sie bisher gefunden hat, mit weit—
hin sichtbarer Geste ein Ende gemacht wird. Sollte zum
Beispiel jetzt ein neuer Kanzler oder ein neuer Staatssekretär nur
schrittweise und erzwungen zugestehen, was doch kommen muß,
so würde das Gegenteil der unbedingt erforderlichen Wirkung erreicht
werden, nämlich ein verstärkter Eindruck von Schwäche und
Unaufrichtigkeit. Aus demselben Grunde müßte vermieden
werden, daß die Neuordnung erst im Oktober unter dem
Druck des Parlaments erfolgt.
„Die Welt wird erst aufblicken und Deutschland Glauben schenken,
wenn sie in neuen Männern einen neuen Geist verspürt. In sichtbar ehr-
licher und herzlicher Zusammenarbeit mit der Reichstagsmehrheit, die
Sozialdemokraten eingeschlossen, müßte eine eindrucksvolle staatsmän-
nische Persönlichkeit die Führung übernehmen, getragen durch die
freie, von der großen ethischen Idee des Volkskaisertums
beseelte Initiative der Krone. Wird die Neuordnung der Dinge
nicht in einer solchen Zusammenarbeit der führenden nationalen Kräfte
geschaffen, sondern unter dem Druck von unter her erzwungen, so weckt
dies bei den Gegnern des Deutschen Reiches die Hoffnung auf eine
dritte und vierte Krisis und schließlich auf russische Anarchie. Dagegen
muß es sichtbar werden, daß der Wechsel des Systems geschaffen wurde
in einmütigem Zusammengehen zwischen der Krone und dem Volk,
einschließlich der Arbeitermassen, damit jede Hoffnung der Geg-
ner Deutschlands auf innere Spaltung endgültig beseitigt
wird.
„Die glückliche Lösung wäre die, wenn ein hochgestellter, freigesinnter
Mann an die Spitze träte, dessen menschliche Gesinnung der Welt be-
kannt ist, der auch bei den Friedensverhandlungen, an Welterfahrenheit
und Würde überragend, das Deutsche Reich in seiner größten Stunde
vornehm und bedeutend zu vertreten hätte. — — —
„Michaelis ist nicht der Mann, aus dessen Munde die Ant-
wort auf Asquiths Frage die entscheidende Tat wäre: Er
kann heute einen größeren Dienst seinem Lande erweisen,
als durch die Erklärung über Belgien: nämlich zu ver-
schwinden.“
Während mir diese Mitteilungen vorgelegt wurden, traf ein Telegramm
aus dem Hauptquartier ein: Hahn solle sofort mit den Haager Doku-
menten nach Kreuznach kommen, am nächsten Morgen um acht Uhr müsse
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