Kriegsgefangenen zu Tausenden elend umgekommen, ohne daß Amerika
sich seiner ungeheuren Druckmittel bedient hätte, um eine Besserung zu
erzwingen. Auch in Frankreich duldete Amerika, daß die Grausamkeit
des Volkes unseren Landsleuten jede erdenkliche Qual und Schande
auferlegte. Präsident Wilson hat kein Recht, im Namen der Demo-
kratie und der Freiheit zu sprechen, denn er war der mächtige Kriegs-
helfer des zaristischen Rußland und hatte taube Ohren für den Hilferuf
der russischen Demokratie, man möge ihr erlauben, Friedensbedingungen
zu diskutieren oder wenigstens keine Offensive anbefehlen, damit sie ihre
Freiheit befestigen könne.
„Dräsident Wilson hat kein Recht, im Namen der kleinen RNationen
zu kämpfen, denn die Fremdvölker, die unter der russischen Gewaltherr-=
schaft unterzugehen drohten, die Finnländer, die Polen, die Akra-
iner, die Balten, die Litauer haben sich einmal über das andere ver-
geblich an ihn gewandt, auch Griechenland: hat umsonst seinen Schutz
3. B. den Generalkonsul in Moskau und den Konsul in Odessa, die sich warm für
ihre Arbeit interessierten, aber nicht umhin konnten, in der Hauptsache dieselbe
Haltung wie der Botschafter einzunehmen. Die amerikanischen Delegierten hatten
im allgemeinen die eigenartige Auffassung, sie seien Rußlands Gäste und dürften
daher keine Kritik üben.“ (Die Sperrungen sind von mir.)
1 Bgl. Caracciolo, L'Intervento della Grecia nella guerra mondiale (Ma-
glione e Strini, Roma), S. 185 f.: „Bemerken wir, daß der König nicht die Ver-
fassung verletzt hatte und daß die Mächte statt dessen es zum zweiten Male taten,
sowohl durch den Willkürakt der erzwungenen Abdankung des Königs, wie durch
die Verhinderung der Thronbesteigung des rechtmäßigen Nachfolgers — aber das
ist seitdem ausreichend aufgezeigt.“ Ebray, Aveux sur la qduestion grecque
(Edition „Atar“, Geneève), S. 89: „Wenn die unparteiische Geschichte das fran-
zösisch-englische Borgehen in Griechenland beurteilen wird, würde es überraschen,
wenn sie darin nicht ein beispielloses Attentat gegen die Unabhängigkeit und die
Würde eines Golkes erblickte — Überdies eines jener kleinen Bölker, für welche
sich angeblich die Entente schlug — zur gleichen Zeit, als sie sehr laut das Recht der
Gölker auf Selbstbestimmung verkündete . Den legalen Aspekt der Frage kann man
jetzt auf folgende Weise erklären: Es ist bewiesen, daß die Tatsachen, auf die sich
die Entente stützte, um das griechische Gebiet zu verletzen, nicht vorhanden waren.“
S. Cosmin, L'’Entente et la Grece (Société mutuelle d’édition, Paris 1926),
S. 483: „Es ergibt sich aus den veröffentlichten Dokumenten und den hier dar-
gelegten DTatsachen, daß die Art, wie diese Sache der Welt zu jener Zeit dargestellt
worden ist, der abscheulichste Betrug des großen Krieges gewesen ist, die fanatischste
Lüge der Neuzeit.“ Sehr vollständig sind die entscheidenden Dokumente wieder-
gegeben in Edouard Driault und Michel Lhéritier, Histoire Diplomatique
de la Grece de 1821 à nos jours (Les Presses Universitaires de France, Paris).
Ggl. ferner: Paxton Hibben, Constantin I and the Greek People (The Cen-
tury Co. 1920, New Tork). S. XVI: „Von großer Bedeutung ist, daß während
des Krieges und nachdem wir in ihn eingetreten sind als Berbündete Frankreichs
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