Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Haager Abkommen über den Austausch der Gefangenen zustande. Noch 
ist es nicht ausgeführt worden, noch bedarf es des Ausbaues und der 
Nachahmung. 
„In dem Aufruf der „Auskunfts- und Hilfsstelle für Deutsche im Aus- 
land und Ausländer in Deutschland“ befindet sich ein Satz, den ich hier 
zitieren will: „Auch im Kriege ist die Feindesliebe das Zeichen derer, 
die dem Herrn die Treue halten.“ Ich möchte gern dieses Wort dahin 
ergänzen: Es ist auch das Zeichen derer, die Deutschland die Treue halten. 
„Man hat behauptet, Haß sei notwendig zur energischen Fortsetzung 
des Krieges. Die Antwort hierauf hat die deutsche Kronprinzessin ge- 
geben: „Die Liebe zum Vaterland reicht aus, um das Beste 
herzugeben.“ 
„Macht allein kann uns die Stellung in der Welt nicht sichern, die uns 
nach unserer Auffassung gebührt. Das Schwert kann die moralischen 
Widerstände nicht niederreißen, die sich gegen uns erhoben haben. Soll 
die Welt sich mit der Größe unserer Macht versöhnen, so muß sie fühlen, 
daß hinter unserer Kraft ein Weltgewissen steht. Diesem Ausspruch 
stimme ich zu. Am dieser Forderung zu genügen, brauchen wir nur die 
Pforten unseres innersten Wesens aufzutun, denn durch die ganze deutsche 
Geistesgeschichte leuchtet das Verantwortungsgefühl gegenüber 
der Menschbeit. Dieses Zeichen soll Deutschland getrost auf seine 
Fahnen schreiben. In diesem Zeichen werden wir siegen.“ 
Es ging mir eigen während meiner Ansprache. Je näher ich an das 
Ende herankam, desto fester wurde ich in der Hoffnung, daß ich nicht nur 
für mich selber sprach, sondern einer Sehnsucht meines Volkes Aus druck 
gab, die bisher keine Stimme gefunden hatte: der Sehnsucht nach Recht, 
Macht und Frieden zugleich. 
Die Rede von Dr. Solf und die meine taten eine breite Gesinnungs- 
grundlage in Deutschland auf. Die Regierung brauchte sich nur auf sie zu 
stützen, um die Kluft zu schließen, die seit Erzbergers Friedensresolution 
das Volk in zwei Teile zu zerreißen drohte. 
Auf der einen Seite stand die Vaterlandspartei, die den Machtgedanken 
ohne Rücksicht auf ethische Hemmungen vertrat, auf der anderen Seite 
die Reichstagsmajorität, die nun einmal nach der Auffassung von Tau- 
senden sich vor dem feindlichen Ausland verbeugt hatte. Die Oberste 
Heeresleitung stand der Baterlandspartei näher. Briey und Longwy 
war nicht das Verbindende und nicht das Trennende: die Generale be- 
grüßten bei den einen und vermißten bei den anderen den Ton der natio- 
nalen Leidenschaft, den ein kämpfendes Heer in seinem Rücken braucht. 
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