Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

ganze suggestive Kraft zusammen, um für den kommenden Waffengang 
Englands Hilfsquellen und Englands Kriegswillen aufs neue zu 
mobilisieren. 
„Es ist heute die große Aufgabe der deutschen Politik, diese Mobili- 
sierung zu stören. Die englische Heimatfront muß bei Beginn unserer 
militärischen Operationen in einem so zermürbten Zustand sein, daß 
unsere militärischen Erfolge ihre größtmögliche Wirkung ausüben können. 
Die Wochen vor Beginn der Offensive sind die entscheidende Zeitspanne 
für diese politische Vorarbeit ... 
„Wir müssen uns darüber klar sein: die drohende deutsche Offensive 
einigt und sammelt die Kräfte in England. In schweren Tagen und in 
der Erwartung schwerer Tage steht das englische Volk zu seiner Re- 
gierung. Ganz England steht heute in der Erwartung schwarzer Monate. 
„Es wäre völlig verkehrt, wollte man aus dieser Tatbestandaufnahme 
die Konsequenz ziehen: Man muß auf militärische Erfolge verzichten, 
um die englische Heimatfront durchbrechen zu können. 
„Vielmehr drängt sich die Frage auf: Wie ist es möglich, England 
im Gelde zu schlagen und gleichzeitig diesen Schlag zu einem Zusammen- 
bruch des englischen Kriegsbetriebes, auch in der Heimat, auswirken zu 
lassen? 
„Die Antwort lautet: Dadurch, daß durch eine geschickte, unablässige, 
deutsche, politische Dropaganda dem englischen Volke die Suggestion 
vermittelt wird: Die Lloyd Georgesche Knock-out-Politik ist allein schuld 
an der Vortsetzung des Krieges, sie verfolgt imperialistische Eroberungs- 
ziele, während ein mit der Ehre und Sicherbeit Englands vereinbarter 
Friede früher ohne weiteres Blutvergießen durch Anterhandlungen zu 
haben gewesen wäre." 
„Gelingt es der deutschen Dolitik nicht, dem englischen Volke diese Sug- 
gestion zu vermitteln, so bekommt Lloyd George für den Entscheidungs- 
kampf seine geschlossene Heimatfront zustande und sie wird auch unter 
den schwersten Niederlagen halten, bis die amerikanische Hilfe eintrifft. 
„Worte sind heute Schlachten: Richtige Worte gewon- 
nene Schlachten, falsche Worte verlorene Schlachten. 
„. . . Die Wochen bis zum Beginn der militärischen Offensive 
dürfen nicht politisch ungenutzt verstreichen; es gilt alle Kräfte anzu- 
spannen. Kein Mittel, den Sieg zu erringen und dessen Wirkung zu ver- 
stärken, darf ungenutzt bleiben.“ 
Diese vom 14. Januar 1918 datierte „ernste Forderung“ richtete die 
Oberste Heeresleitung an die Reichsleitung: Sie stammt aus einer Denk- 
200
	        
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