Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Wenn eine solche Garantie wirklich alles ist, was Graf Hertling für nötig 
hält, um zu verhüten, daß Belgien das Ziel oder das Sprungbrett feindlicher 
Machinationen werde, dann sollte es sicher nicht schwierig sein, ihn zufriedenzu- 
stellen. Hoffen wir, daß im Verlauf des „Dialogs“, der ohne Zweifel fortgesetzt 
werden wird, er uns mitteilen wird, ob es das ist, was er meint, oder ob gänzlich 
andersartige Absichten, auf welche in der Papstnote nicht angespielt wird, in seinem 
Sinne gewesen sind, als er diese einigermaßen unglückliche Redewendung zu 
Papier brachte.“ 
OLansdownes Frage war so deutlich und dringend wie Asquiths Frage 
an Michaelis vom 27. Juli 1917.1 
Eine Besprechung zwischen Erzellenz Rosen, Max Warburg und Hahn, 
die auf der Gesandtschaft im Haag stattfand, kam zu folgendem Ergebnis: 
Man könne nicht beweisen, daß die Lansdowne-Bewegung stark 
genug wäre, um eine Verständigung mit England jetzt zu ermöglichen. 
Aber der Versuch sollte gemacht werden: Lansdowne müsse sofort 
eine unzweideutige Antwort auf seine Frage erhalten. 
Ich zweifle nicht daran, daß Exzellenz Rosen in diesem Sinne an seine 
vorgesetzte Behörde berichtet hat. Er hatte ja von jeher auf die Erklärung 
über Belgien gedrängt. 
Herr Warburg reiste sofort zum Reichskanzler, um ihn zu infor- 
mieren.2 
Hahn kam nach Karlsruhe, um mir zu berichten und Veränderungen an 
dem „Ethischen Imperialismus“ vorzuschlagen, die durch die Haager Dis- 
kussionen notwendig geworden waren. 
Am 18. März sprach der Kanzler. Belgien wurde mit keiner Silbe er- 
wähnt. Die Rede endete mit den Worten: 
„Noch zeigt sich in den Staaten der Entente nicht die geringste Neigung zur 
Beendigung des furchtbaren Kriegshandwerks. Immer noch scheint ihr Ziel zu 
sein, bis zu unserer Vernichtung zu kämpfen. Wir werden darüber den Mut nicht 
verlieren. Wir sind auf alles gefaßt. Wir sind bereit, weiter schwere Opfer zu 
bringen. Gott, der mit uns gewesen ist, Gott wird uns auch weiter helfen. Wir 
vertrauen auf unsere gerechte Sache, auf unser unvergleichliches Heer, seine helden- 
mütigen Führer und Truppen, wir vertrauen auf unser standhaftes Volk. Die Ver- 
antwortung aber für dieses Blutvergießen wird auf die Häupter aller derer fallen, 
die die Fortsetzung dieses Blutvergießens wollen.“ 
Oer stenographische Bericht verzeichnet „stürmischen Beifall im ganzen 
Hause mit Ausnahme der äußersten Oinken“. 
1 Siehe oben S. 132. 
2 Die Auffassung unserer Gruppe findet sich in einem Exposé niedergelegt, das die 
überschrift trägt: „Die Gelegenheit, welche der zweite Lansdowonesche 
Brief noch einmal der deutschen Politik gibt.“ Siehe Anhang II. 
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