Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Dasein besonderes Wohlgefallen hätte. Das war ein Fehlschluß. Eine so 
ungeheure Kraft, wie wir sie in diesem Kriege entfaltet haben, muß sich 
vor der Welt ethisch begründen, will sie ertragen werden. Darum müssen 
wir allgemeine Menschheitsziele in unseren nationalen Willen aufnehmen. 
Eine Reihe von Programmpunkten sind hier unentbehrlich. Sie müssen 
so formuliert werden, daß der Vorwurf der Hinterhältigkeit und Anauf- 
richtigkeit nicht mehr erhoben werden kann: 
a) Unsere Befreiersendung im Osten muß unter vernichtenden Anklagen 
für die Entente umrissen werden, jede einzelne Begehungs= und Anter- 
lassungssünde, die die Entente in ihrer Liebedienerei vor dem Zarismus an 
den unterdrückten Völkern begangen hat, muß an den Pranger gestellt 
werden. Wir müssen es deutlich machen, daß wir ehrlich als Rechtsschützer 
an allen Randvölkern handeln wollen. 
b) Die Entente muß als Zerstörer der kleinen Nationen gebrandmarkt 
werden. (Hineinpressung Italiens, Rumäniens und Griechenlands in den 
Krieg: Zitierung des Wortes: „Unsere Protégés und Schakale.“1) Indem 
wir unsere Befreiersendung im Osten deutlich machen, können wir es, als 
selbstverständliche Konsequenz der Gesinnung, die unser Handeln im Osten 
bestimmt, ablehnen, im Westen Gewaltpolitik zu treiben. In diesem Zu- 
sammenhang müßte die Erklärung über Belgien erfolgen. 
c) Andere Menschbeitsziele, die unser Interesse und das Recht in 
gleicher Weise fordern, müssen formuliert werden. „Kolonisieren beißt 
Missionieren.“ (Anspruch auf Kolonien) Freiheit der Meere. (Völkerrecht- 
lich gesicherter Schutz der Nichtkombattanten zu Wasser und zu Lande. 
Gleichzeitig Legalisierung des U.Bootes als Abwehrwaffe gegen Eng- 
lands Mißbrauch der Seemacht.) Akzeptierung des Friedensligagedankens 
bei gleichzeitiger Ablehnung desselben, ehe die Ententegesinnung über- 
wunden ist. 
Stellen wir uns einmal ganz auf den Standpunkt: Nur ein Belgien 
in deutscher Gewalt kann uns die nötigen Sicherungen bieten. 
Da müssen wir zunächst die Vorfrage lösen: wie muß unsere Lage sein, 
damit wir den Angelsachsen derartige Friedensbedingungen abtrotzen 
können? 
Die Antwort lautet: Wir müssen England und Amerika in die Lage 
bringen, in der sich heute Rußland befindet. Nichts anderes als eine Situa- 
tion, in der wir den Frieden diktieren können, wie wir ihn Trotki diktiert 
haben, schafft die tödliche Zwangslage für die Angelsachsen. Wir dürfen 
1 Siehe oben S. 73. 
254
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.