Kriegspolitik. Bei uns wartet alles, Behörden, Reichstag, Presse, das
ganze Volk, daß die Heerführer Sieg und Frieden bringen sollen; nicht
mehr mit der jubelnden Begeisterung, die den ersten Anlauf begleitete, aber
doch mit der Zuversicht, daß Hindenburg und Ludendorff es schon „schaffen“
werden. Keine politische Instanz erwacht zu dem Gefühl der Verantwor-
tung: Herrgott, die Sache geht nicht gut genug, wir müssen den Soldaten
helfen. Ich wußte seit Ende März, daß die Militärs nicht damit rechneten,
aus eigener Kraft die Zwangslage für die Feinde schaffen zu können.
Es war schwer, die Wahrheit zu kennen und nicht öffentlich sagen zu
dürfen. Was nutzten schließlich alle unsere Denkschriften und geheimen
Aberzeugungsversuche. Auch jett entstanden viele solche Dokumente. Da
finde ich einen Vorschlag, der feindlichen Propaganda zu begegnen:
Gegen die Wutpropaganda der Feinde:
Errichtung eines Gefangenenministeriums mit einem Sprecher von
internationalem Ruf an der Spitze, dem obliegen würde, anzugreifen
und zu verteidigen.
Gegen die Ermutigungspropaganda:
In unseren öffentlichen Kundgebungen müssen Worte wie „Entschei-
dung"“, „baldiger siegreicher Friede“ vermieden werden, weil sie innere
Schwäche verraten.
Gegen die Propaganda der Feinde in der Schuldfrage:
Graf Metternich sollte aufgefordert werden, in einer Broschüre dem
Fürsten Lichnowsky entgegenzutreten.
Gegen die englische Fälschung unserer Verteidigungs-
offensive zu einer TKnock-out-Offensive:
„Es muß vor Ablauf der Offensive ein deutsches Kriegszielprogramm
verkündet werden, das sich mit der Ehre und Sicherheit des englischen
Volkes vereinen läßt. Es ist notwendig, daß man mit diesem Pro-
gramm nicht erst wartet bis nach der Offensive. Nachdem unsere Opera-
tionen in Frankreich endgültig abgeschlossen sind, tritt naturgemäß eine
allseitige Erschöpfung ein. Heute sind bereits die Feinde an der Arbeit,
die bevorstehende deutsche Erschöpfung als eine endgültige, die englische
aber als eine vorübergehende zu stempeln. Darum würde es als Zeichen
der Schwäche wirken, wenn wir mit einem plößlichen Ruck nach der
Offensive die alldeutsche Tonart verlassen und nun wieder über Gerechtig-
keit, Menschlichkeit, Lebensbedingungen fremder Völker fromme Sprüche
machen. Dies wäre derselbe Mangel an politischer Haltung, der uns
während unserer Siege den Feind provozieren und höhnen und während
einer Depression Friedensresolutionen verfassen läßt.“
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