herzogliche Hoheit sagten dasselbe. Könnte nicht vereinter Warnung gelingen, die
Einkehr noch rechtzeitig herbeizuführen? Ich glaube nicht, daß man noch zurecht.
kommt, wenn man Windschut sucht und wartet, bis der Sturm vorüber ist. Wenn
der Sturm vorüber ist, dann hat auch Deutschland keine Kraft mehr.
Denn ohne daß die Schlechten im Feindesland Angst vor uns
haben, werden sich die Rechtgesinnten drüben nicht durchsetzen
können.“
Ich konnte der Ungeduld nur recht geben, die aus diesen Worten sprach.
Deutschlands Mäßigung würde nur wirken, solange wir noch siegten. Wir
aber würden nicht zur Mäßigung bereit sein, bevor wir nicht zu siegen auf-
gehört hätten. Dann war es zu spät. Ich fühlte die Pflicht, alles zu ver-
suchen, was in meiner Macht stand, um diesen cireulus vitiosus zu
durchbrechen. Aber nach den vergeblichen Bemühungen der letzten zwölf
Monate war ich mir darüber klar geworden, daß ich aus meiner Reserve
heraustreten mußte; solange ich nur meinen unerbetenen Rat aufdrängte,
konnte ich nicht viel erreichen. Wollte ich entscheidende Entschlüsse herbei-
führen, so mußte ich eine offizielle Stelle bekleiden, die mich in den Augen
des Kaisers und des Kanzlers berechtigte, ja verpflichtete, meine Meinung
zu sagen. Ich habe damals an den Dosten eines Propagandaministers
gedacht und auch meine Bundesgenossen auf ihr Drängen bin wissen lassen,
daß ich im Notfalle die Berufung zum Amt des Staatssekretärs des
Außeren annehmen würde.
Mitte Mai fuhr ich an die Front, um die badischen Truppen zu be-
suchen.
Am 19. Mai — dem Samstag vor Pfingsten — begab ich mich auf
Einladung des Feldmarschalls von Maubeuge nach Avesnes zum Abend-
essen. Ich saß zwischen dem Feldmarschall und General Ludendorff. Bei
Tisch wurden militärische und politische Fragen besprochen. Gegen Ende
der Mahlzeit wandte ich mich zum General und sagte ihm, es liege mir
besonders am Herzen, ihm noch etwas zu sagen, ehe wir schieden.
Die politische Offensive, wie ich sie im Februar empfohlen hatte,! sei
unterblieben, die militärische habe trotz heldenmütigen Kampfes unserer
Armee den Sieg nicht herbeigeführt. Ich wüßte nicht, wie es um unsere
augenblickliche militärische Lage und um unsere Kräfte stehe und könne
also nicht beurteilen, ob weitere große Offensiven großen Stils geplant oder
möglich seien. Wie dem aber auch sei, ich bäte ihn, mir das eine zu ver-
sprechen: die Reichsleitung, ehe die letzten Offensivkräfte ausgespielt wer-
den, ins Bild zu setzen, denn dann sei es höchste Zeit, Frieden zu schließen.
Es käme alles darauf an, mit einer noch schlagfähigen Armee an den Ver-
1 Siehe oben S. 235ff.
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