Informationen zusammenfaßte, wurde mit keiner Silbe widersprochen. Die
militärische Bilanz wurde keineswegs dadurch abgeschwächt, daß Hinden-
burg am Schluß der Beratung seiner Hoffnung Ausdruck gab, es werde ge-
lingen, auf französischem Boden stehenzubleiben und dadurch schließlich dem
Feinde unseren Willen aufzuzwingen. Dieser Schlußsatz trägt nicht den Cha-
rakter eines militärischen Gutachtens, sondern eines Trostes, den der Feld—
marschall wohl geäußert haben mag, weil er seinen König schonen wollte.
Es ist unbegreiflich, daß die Reichsleitung nicht gehandelt hat. Herr
v. Hintze führt zwei Gründe an:
1. Die militärische Aufklärung sei nicht restlos erfolgt. — Ich bestreite das.
2. Es sei ihm die Ermächtigung zur Einleitung diplomatischer Friedens-
schritte nur mit der Einschränkung erteilt worden, daß ein militärisch gün-
stigerer Moment, etwa ein Erfolg an der Westfront, abgewartet werden
müsse.
Zu dieser Begründung fühle ich mich verpflichtet, Stellung zu nehmen,
da der Standpunkt, den Oberst v. Haeften am 14. August vor der Obersten
Heeresleitung erfolgreich vertrat, auch der meine war: eine militärische
Depression dürfe keinen Annäherungsversuch an den Feind zeitigen. Aber
wir empfahlen damit keineswegs politische Tatenlosigkeit. Im Gegenteil:
wollte man, wie die Oberste Heeresleitung ganz richtig sagte, einen mili-
tärisch günstigeren Moment abwarten zu einer Friedensaktion, so mußte
man jetzt handeln, um den feindlichen Kriegswillen zu lockern und unsere
Heimalfront zu festigen, allerdings anders als die Reichsleitung meinte.
Die Herren sprachen im Kronrat von Propaganda und sahen nicht ein,
daß auch der beste Propagandaminister erfolglos arbeiten mußte, wenn die
AMegierung, die er stützte, keine Werbekraft hatte.
Die Bilanz des Welltkrieges hatte am 14. August 1918 zu
heißen: Drogrammwechsel, d. h. Regierungswechsel. In dieser
militärischen Krisis hätten ausgesprochene Anhänger des Verständigungs-
friedens ans RNuder kommen sollen, aber sie durften kein Wort von Ver-
ständigung sprechen, sondern mußten die nationale Verteidigung pro-
klamieren.
Ich erhielt damals nur dürftige Informationen über den Verlauf der
Besprechungen in Spa. Alles, was ich hörte, war: es ist eine Propa-
ganda im Sinne der psychologischen Methode beschlossen worden, und zu-
gleich will Hintze versuchen, diplomatische Fühler auszustrecken. Die mili-
tärische Situation sei ernst, aber man habe noch Hoffnung.
Immerhin ging es mir noch besser als den Bundesratsmitgliedern, für
die am 27. August 1918 Herr v. Hintze die „Bilanz des Weltkrieges“ mit
folgenden Worten zog:
280