„Nur eine Regierung des Volksvertrauens kann diese Krisis über-
winden helfen.“
Hahn teilte mir noch an demselben Tage den Inhalt des Gespräches mit.
Gleichzeitig wurde mir auch durch den General Ludendorff bestätigt,
daß eine Katastrophe an der Front nicht befürchtet würde. Er schrieb mir
am 5. September:
„Gegenüber den gewaltigen, die Entscheidung suchenden Anstrengungen des
Gegners hoffe ich, die Lage durchaus halten zu können, so daß dann die Ent-
täuschung im feindlichen Lager unsere Gegner zu Besprechungen zur Anbahnung
des Friedens geneigter machen wird.“
An 6. September traf Hahn in St. Blasien ein, um mir im Auf-
trag des Obersten v. Haeften zu berichten. Sein Vortrag mündete in den
Nachweis: die drohende Katastrophe kann noch abgewandt werden, aber
sie kommt unaufhaltsam, wenn wir abwarten und nichts tun.
Wir legten die wesentlichen Merkmale der inneren und äußeren Lage
schriftlich nieder; ich zog die Schlußfolgerungen, die sich aufdrängten. Es
kam zur Aufstellung eines Drogramms:
I. Der einzige günstige Faktor unserer äußeren Lage
„Warum greifen die Engländer an?
Trotz der Mahnung ernstester Fachkreise, nicht in den
Fehler von 1917 zu verfallen und mit unzureichenden Kräf-
ten eine Entscheidung erzwingen zu wollen, sondern damit
zu warten, bis unbestrittene A#berlegenheit der Luftwaffe
und GVollgewicht der Amerikaner do ist?
Antwort: .
Die Engländer wollen Schluß machen.
a) Der U. Bootkrieg ist zwar nicht der entscheidende Faktor, aber das
Droblem ist bis heute noch nicht gelöst: gleichzeitig amerikanische
Millionenheere zu transportieren und zu versorgen und die Heimat der
Entente in gesundem Zustand zu erhalten.
b) In Kreisen der City und älterer Staatsmänner greift das Bewußt-
sein um sich: ein amerikanischer Sieg ist eine englische Niederlage:
1. „We shall be hypothecated to America.“1
2. „Amerika soll die erste Seemacht werden": Erklärung des ameri-
kanischen Schiffahrtsdirektors.
1 Vgl. die Rede Inchcapes im Oberhaus über Steuerbelastung Englands in-
folge Verschuldung an Amerika.
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