retten ist. Aber jedenfalls muß blitzschnell gehandelt werden, weil in der Schnellig-
keit ein Wille erkannt wird. Seine Bollmachten müssen weitgehend sein. #ber
Paragraphen darf man sich nicht aufhalten. Selbst die Minuten sind kostbar für
Golk und Hohenzollern. Wir wissen, um was es geht, und wie groß der Schaden
der Unterlassungen und der Nichtrechtzeitigkeit ist. Das Volk sollte gleichzeitig
mit der niederdrückenden Kunde die Kunde von einer Mehrheitsregierung
mit den zur Verteidigung antretenden Sozialdemokraten unter
einem spmpathischen Kanzler erhalten.
Es ist das letzte Mittel eines weisen Arztes.“1
Er ging dann noch am Abend zu Haeften voll Vorwürfen gegen sich
und andere, die das Unheil hatten kommen sehen:
„Wir waren zu bedächtig und glaubten, daß die richtigen Gedanken,
von uns geäußert, in den anderen weiter arbeiten werden, anstatt daß
wir die anderen an der Brust packten und in Bewegung setzten, z. B.
Sie, Herr Oberst, Ihren Chef, so“:
und dabei ergriff er ihn am Nock und schüttelte ihn.
Die Verhandlung im Hauptausschuß am 26. und 27. brachten nicht
die von Haußmann gefürchtete Kopflosigkeit. Aber die Erregung war groß
und die Kritik schonungslos.
Herr v. Hingze versuchte noch Hoffnungen auf eine günstige Wendung
in Sofia zu erwecken:
Malinow hätte nicht in Verbindung mit dem König, mit der Obersten
Heeresleitung und dem Parlament gehandelt, sondern in einer plötz-
lichen Kopflosigkeit auf eigene Faust die Friedensaktion unternommen.
In der Tat sei auch noch nicht die Delegation abgereist, man spüre in
der bulgarischen Bevölkerung eine Neaktion gegen den Friedensschritt
des Kabinetts Malinow. Beträchtliche Truppenmengen von uns und
den Osterreichern ständen bereits in Bulgarien, um die bulgarischen
Armeen aufzuhalten und zum Stehen zu bringen.
Scheidemann nannte den Optimismus des Staatssekretärs unbe-
greiflich und beschwor ihn, sich über die Lage um Gottes willen nicht zu
täuschen.
In acht Tagen könnten in diesem Saale schon Arbeiter- und Sol-
datenräte sitzen.
1 Nach Haußmann, Schlaglichter, S. 223 f.
2 Ebenda S. 224.
3 Nach Berichten des braunschweigischen Gesandten Boden. Vgl. ferner Deutscher
Geschichtskalender, herausgegeben von Frd. Durlitz, Vom Waffenstillstand zum
Frieden von Versailles, S. 29.
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