Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Ich nahm von meiner Schwester Abschied mit den Worten: „Ihr könnt 
von mir alles eher erwarten als ein Friedensangebot.“ 
Plattform muß uns heute gegen die Gewaltforderungen der Entente schützen (Elsaß- 
Lothringen usw.). Wir mühssen die feindlichen Regierungen vor ihren Völkern ins 
Unrecht setzen. Wenn aber diese Plattform des Rechts von Männern aufgenommen 
wird, die früher Briey, Longwy und die flandrische Küste gefordert haben oder 
diesem Standpunkt durch Schweigen Konzessionen gemacht haben, als wir siegten 
und hofften, einen Gewaltfrieden diktieren zu können, dann haben es die feindlichen 
MRegierungen leicht, die neue Plattform als bloßes Zeichen der Schwäche und als 
Unaufrichtigkeit zu diskreditieren. 
Wir müssen eine Regierung von Männern bilden, von denen es dokumentarisch 
feststeht: daß sie diesen Frieden des Rechts auch im Augenblick unserer größten 
Siege erstrebt haben; 
Unter diesen Gesichtspunkten haben wir die Namen des neuen Ministeriums 
zusammenzustellen: 
Paver, Ebert, Rechenberg, Junck, Schwander, Solf soder Brock- 
dorff-Rantzaul, Gothein, Harnack, Dernburg, Naumann, Hauß- 
mann, Fürst Hohenlohe.“ 
In die Reichskanzlei dachte ich zu berufen: 
Rosenberg, Simons, Kardorff. 
Als Dressechefs: 
Rohrbach, Deutelmoser zu verwerten. 
Es wäre falsch, aus prinzipiellen, parteipolitischen und Gründen der Auslands- 
wirkung den Fachverstand auszuschalten, der sich bewährt hat und für technische 
Fragen unentbehrlich ist. Die Technik muß in gewissen Ressorts auch von den leiten- 
den Ministern und nicht nur von den nachgeordneten Beamten gekannt werden. 
Zu diesen unentbehrlichen Ministern gehören: Graf Roedern, Hergt, Freiherr 
v. Stein, Breitenbach, Eisenhart-Rothe, Drews. 
Die Regierung hat nun eine Reihe von heilenden Handlungen zu vollziehen, 
die gerade, weil sie von diesem Ministerium ausgehen, eine große T#berzeugungs- 
kraft in der Welt haben würden: 
1. Die Anerkennung der belgischen Frage als eine Rechtsfrage mit der not- 
wendigen Konsequenz, daß Deutschland bereit ist, Belgien zu entschädigen. 
2. Einleitung einer Initiative der elsaß-lothringischen Volksvertretung zur 
Herbeiführung der Autonomie. Hier kommt außerordentlich viel auf die Regie 
an, daher Haußmanns Sonderauftrag. 
3. Ehrliche Randstaatenpolitik, saubere Interpretierung des Brest-Litowsker 
Friedens. Rahmen, der auszufüllen ist. Die Ausfüllung: Prüfung des Volks- 
willens in den besetzten Gebieten in Formen, die das Rechtsgefühl der Welt be- 
friedigen. Zu diesem Zweck: Schaffung demokratischer Bolksvertretungen, Selbst- 
bestimmung; vor allem aber jetzt saubere Arbeit, besonders was Personenfragen 
anbetrifft — geeignete humane Persönlichkeiten, Zurückziehung der Militärver- 
waltung, keine dynastischen Lösungen. 
4. Forderung, daß die Schuldfrage nach dem Kriege einer internationalen Kom- 
mission überwiesen wird, Forderung, daß die Greuelbeschuldigungen der Völker 
schon jetzt einer internationalen Kommission überwiesen werden.“ 
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