Herausgabe des Friedensangebotes an unsere Feinde be—
stehen.
„Infolge des Zusammenbruchs der mazedonischen Front, der dadurch
notwendig gewordenen Schwächung unserer Westreserven und infolge
der Unmöglichkeit, die in den Schlachten der letzten Tage eingetretenen
sehr erheblichen Verluste zu ergänzen, besteht nach menschlichem Er-
messen keine Aussicht mehr, dem Feinde den Frieden aufzuzwingen.
„Der Gegner seinerseits führt ständig neue, frische Reserven in die
Schlacht.
„Noch steht das deutsche Heer festgefügt und wehrt siegreich alle An-
griffe ab. Die Lage verschärft sich aber täglich und kann die
Oberste Heeresleitung zu schwerwiegenden Entschlüssen
zwingen::
„Unter diesen Amständen ist es geboten, den Kampf abzubrechen, um
dem deutschen Volke und seinen Verbündeten nutzlose Opfer zu ersparen.
Jeder versäumte Tag kostet Tausenden von tapferen Sol-
daten das Leben.: v. Hindenburg,
Generalfeldmarschall.“
Der Kernsactz war: Der Kampf muß abgebrochen werden. Das
war überhaupt die entscheidende Folgerung, die aus den Verhandlungen
heraussprang: die Oberste Heeresleitung hält uns für verloren, wenn der
Waffenstillstand nicht kommt.
Am Vormittag des 3. Oktober begab ich mich in den Reichstag; dort
wurde mir das Präsidium vorgestellt. Ich zog Herrn Scheidemann ins
Gespräch und sondierte, ob ich noch Hilfe aus dem Parlament erwarten
könnte, um wenigstens einen Aufschub des Angebots zu erreichen. Aber die
Herren hatten sich bereits der Autorität der Obersten Heeresleitung gefügt.
Scheidemann erblickte in dem Waffenstillstandsangebot das Ende des
Krieges.
„Nur kein Blutvergießen mehr!“
Ich unternahm einen neuen Versuch. Am Nachmittag des 3. Oktober
sollte noch eine Sitgung mit dem Feldmarschall stattfinden. Ich übersandte
ihm um 2 Uhr nachmittags den folgenden Fragebogen:
„VBerlin, den 3. Oktober 1918.
Oringend.
Bevor ich mich über die Einleitung der von der Obersten Heeresleitung ge-
wünschten Friedensaktion schlüssig mache, beehre ich mich, Euer Exzellenz um
Stellungnahme zu folgenden Fragen zu bitten:
1 Von mir gesperrt.
340