Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

„Der Landweg nach der Türkei ist damit abgeschnitten. Es steht uns aber 
die Verbindung über Konstanza und Odessa zur Verfügung. Trotzdem 
ihre Lage hierdurch erschwert ist und obwohl sie in Syrien vom Feinde 
heftig bedrängt wird, hält die Türkei in Treue an der Seite der Bundes- 
genossen aus. 
„Der Kampf, der gegenwärtig an der Westfront ausgefochten wird, ist 
der schwerste seit Kriegsbeginn. 
„Meine Herren, aus diesem Tatbestand ergab sich für mich sofort bei 
meinem Regierungsantritt die klare Schlußfolgerung: 
„Wenn die Feinde auf der Fortsetzung des Krieges bestehen, weil sie 
Frieden nur mit einem zerschlagenen und gedemütigten Deutschland 
schließen wollen, nun, dann muß der Kampf fortgesetzt werden, und er soll 
ihnen teuer zu stehen kommen. 
„Aber ich kann, als der verantwortliche Leiter der deutschen Politik, es 
nicht auf mich nehmen, unser Heer nur einen Tag in der Angewißheit weiter- 
kämpfen zu lassen, ob nicht doch vielleicht ein Friede erreichbar ist, der sich 
mit der Ehre Deutschlands vereinen läßt. Aus diesem Grunde habe ich 
einen politischen Schritt unternommen, ohne mich an Formen zu stoßen, 
der Klarheit bringen soll: Klarheit ins deutsche Volk, Klarheit ins Heer. 
„Wir haben mit der Note, die wir an Präsident Wilson gesandt haben, 
die Verpflichtung auf uns genommen, auf der Basis der von ihm ver- 
tretenen Grundsätze über alle Probleme, die dieser Krieg aufgeworfen hat, 
zu verhandeln. Das Drogramm des Dräsidenten ist am ausführlichsten 
in den 14 Punkten seiner Botschaft vom 8. Januar ausgesprochen. Darin 
sind alle späteren Forderungen im wesentlichen enthalten. Ich will jetzt 
diese Hunkte einzeln besprechen. 
„Als 1. Ziel stellt der Hräsident den Friedensbund auf, zu dem man 
auf offenem Wege gelangt ist und der jedes Sonderabkommen nach Art 
der bisherigen Defensiv- und Offensivbündnisse ausschließt. Es ist Deutsch- 
lands Interesse, daß die künftige Diplomatie der Staaten diesen offenen, 
von der öffentlichen Meinung der Völker kontrollierten Weg geht. Nichts 
hat zu der schweren Lage im August 1914 mehr beigetragen als die heim- 
lichen Abreden, die man als Verträge vor den Parlamenten ableugnen 
konnte, die aber doch die Ehre der Regierung und der Völker für den 
Kriegsfall banden, ohne daß sich die Staatsmänner vorher selbst davon 
Rechenschaft gaben. 
„An 2. Stelle verlangt Präsident Wilson unbedingte Freiheit der 
Schiffahrt auf dem Meere im Frieden und im Kriege. 
„Diese Forderung wurzelt tief in der Geschichte des deutschen und des 
amerikanischen Volkes. Die Welt ist heute mit uns der Meinung, daß das 
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