freie Meer nicht mehr mißbraucht werden darf, um durch Sperrung seiner
Wege die Bevölkerung eines Landes mit Aushungerung und die heran-
wachsende Generation mit Siechtum zu bedrohen.
„Ebenso fordert das öffentliche Gewissen, daß feindliche Handelsschiffe
nicht durch die Vernichtungsmaschinen Kriegführender mit ihrer Mann-
schaft und ihren Passagieren ohne Warnung versenkt werden. Wir wollen
den Schut der Nichtkombattanten zu Wasser und zu Lande einer gleich-
mäßigen Regelung unterwerfen.
„Punkt 3: Für seine wirtschaftlichen und Handelsbeziehungen mit den
anderen Völkern verlangt das deutsche Volk gleiches Recht, kein Vor-
recht. Die Vorrechte waren es, die am häufigsten Anlaß zu wirtschaftlichen
AReibungen unter den Nationen gegeben haben. Wird gleiches Recht ge-
währt, so verschwindet dieser Anlaß.
„Die 4. Forderung Wilsons betrifft die Frage der Abrüstung. Hier be-
rührt er den Kernpunkt der künftigen Neugestaltung. Ein weiteres Wett-
rüsten zu Lande, zur See und in der Luft ist, nach dem Maßstabe dieses
Krieges gemessen, einfach eine Anmöglichkeit. Eine gleichmäßige Abrüstung
zu Lande, zur See und in der Luft verlangt aber nicht nur das wirtschaft-
liche Interesse, sondern auch das sittliche Gefühl der Menschbeit, das auf
die Dauer weder Luftbomben auf friedliche Städte noch Giftgase verträgt.
Die deutsche Regierung hat sich in ihrer Antwortnote an den Papst zur
Abrüstung bereit erklärt. Kein Staat kann sich jedoch waffenlos machen,
bevor er angemessene Garantien hat, daß auch seine Nachbarn sich auf die
Müstung beschränken, die für ihre innere Sicherheit erforderlich ist. Am
solche Garantien zu finden, werden wir gerne mit unseren jetzigen Feinden
zusammenarbeiten. Dabei müssen die Regierungen durch die Kontrolle
frei gewählter Vertretungen der Völker dauernd unterstützt werden.
„unkt 5: Wir wünschen eine Regelung der kolonialen Fragen nach dem
Grundsatze, daß kolonialer Besitz den wirtschaftlichen Kräften der euro-
päischen Nationen entsprechen sollte und ihrer in der Geschichte bewiesenen
Würdigkeit, die ihnen anvertrauten farbigen Völker zu beschützen. Die wirt-
schaftliche Tüchtigkeit allein gibt hier keinen Rechtstitel. Ich stehe auf dem
Standpunkt des Staatssekretärs Solf: Kolonisieren heißt Missionieren.
Diejenigen Staaten, die nach diesem Grundsatz vor dem Kriege zu handeln
bestrebt waren, haben ein moralisches Recht erstritten, Kolonialmacht zu
sein.
„Dunkt 6: Präsident Wilson fordert weiter die Räumung aller russischen
Gebiete, die Freiheit für Rußland, seine eigene nationale Politik zu führen
mit jedem Beistand anderer Nationen, den es wünschen mag. Wir sind mit
diesen Grundsätzen einverstanden und haben uns deshalb Rußland gegen-
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