in jungen Jahren von Clemens v. Delbrück! als eines seiner „besten Pferde
im Stall"“ bezeichnet. Er war mir persönlich seit Jahren gut bekannt, wir
hatten oft auf Spaziergängen im Schwarzwald unsere #Abereinstimmung
in wesentlichen Fragen der Dolitik festgestellt. Aber Graf Roedern hatte
sich nicht erholt von dem Schreckenstag, den er im Großen Hauptaquartier
miterlebt hatte, dem 29. September, als der General Ludendorff unsere
militärische Bankrotterklärung forderte und durchsetzte. Er war seitdem
überzeugt, daß wir unter allen Amständen Schluß machen müßten, und
wehrte sich gegen jedes öffentliche Wort, das Wilson den Abbruch der
Verhandlungen erleichtern konnte.
Staatssekretär Solf war in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober zu der
#berzeugung gekommen, daß die inie verlassen werden müsse, die wir bis
dahin gemeinsam innegehalten hatten. Er fühlte sich als Staatssekretär des
Außeren gebunden, dem Angebot, das auch er anfangs als aussichtslos
bekämpft hatte, nunmehr jede Chance zu geben. Nur widerstrebend war
er als Außenseiter Chef dieser komplizierten Behörde geworden und stand
in der Waffenstillstandsfrage einer wohldurchdachten Amtsmeinung gegen-
über. Sie ist in einem Dokument festgelegt, dessen Entstehungsgeschichte noch
heute dunkel ist, in dem sich aber die folgenden auffallenden Worte finden:
„Die auf diese Weise neu gebildete Regierung würde im gegebenen Moment
an den Dräsidenten Wilson heranzutreten haben mit dem Ersuchen, die Her-
stellung des Friedens in die Hand zu nehmen und zu diesem Zwecke allen krieg-
fübrenden Parteien die Entsendung von bevollmächtigten Delegierten nach
Washington vorzuschlagen.
Je nach den Wünschen unserer militärischen Stellen würde dem
Präsidenten nahezulegen sein, die Kriegführenden eventuell gleich
zeitig zum Abschluß eines sofortigen Waffenstillstandes einzu-
laden.) Unsere Aufforderung an Herrn Wilson wäre von der Erklärung zu be-
gleiten, daß Deutschland, eventuell der Vierbund, bereit ist, den Friedensverhand-
lungen als Programm die bekannten 14 Dunkte des Präsidenten zugrunde zu
legen .
Dieses Schriftstück 3 ist vom 28. September datiert, dem Tage vor der Ab-
reise des Staatssekretärs v. Hintze ins Hauptquartier, und es trägt nicht
etwa seine Anterschrift, sondern die Namen von drei Referenten, die den
ARücktritt Hintzes überdauerten und die nunmehr Solf als seine gegebenen
Berater vorfand.“
1 Staatssekretär des Innern, später Chef des Zivilkabinetts des Kaisers.
2 Von mir gesperrt.
2 Amtliche Urkunden Nr. 12.
* Den oben angeführten Worten gehen die folgenden voran: „Wichtigste Voraus-
setzung für die Einleitung des Friedens ist die sofortige Bildung einer neuen Re-
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