Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

und der meiner Mitarbeiter keinen Einfluß. Im Gegenteil, je mehr wir 
uns auf die Umgebung der britischen Inseln konzentrieren, desto wirk— 
samer ist der Krieg. Bisher haben wir, wenn auch nur unter großen 
Anstrengungen, die Fahrt nach England offen gehalten. 
Ich kann freilich nicht sagen, in der und der Zeit ist der Gegner zu- 
sammengebrochen. Es kommt darauf an, die Wirkungen, die schon vor— 
liegen, zu verstärken und den Gegner dauernd unter Druck zu halten, 
dann wird sich die politische Wirkung schon bemerkbar machen. 
Graf Roedern: Man hat der Marineleitung, gewiß mißverständlich, 
nachgesagt, daß sie bestimmte Zusagen wegen der Wirkung des U. Boot= 
kriegs gemacht habe, aber eine Zusage ist sicher gemacht worden, näm- 
lich darüber, daß man die Zufuhr amerikanischer Truppen verhindern 
könne. Gerade diese Zusage ist nicht gehalten worden. Der damalige 
Staatssekretär des Reichsmarineamts beantwortete die Frage danach 
ungefähr dahin: die amerikanischen Truppen sollen nur kommen, sie bilden 
willkommene Angriffspunkte für uns. Das hat sich doch als durchaus 
irrtümlich erwiesen. 
Sind denn die Einwirkungen auf die englische Wirtschaft noch so hoch 
zu bewerten? Sobald die Amerikaner sich entschließen statt 250000 Mann 
nur noch 150000 monatlich zu schicken, wird die Versorgung Englands 
erheblich erleichtert. Es muß da eine Fehlerquelle liegen. Liegt sie viel- 
leicht darin, daß das Tempo des amerikanischen Schiffsbaus unter- 
schätzt worden ist? 
Admiral Scheer: Ich kenne die Erklärung des Staatssekretärs nur aus 
den Zeitungen. Ich weiß nur, daß er die amerikanischen Truppen nicht 
hoch eingeschätzt hat, wahrscheinlich weil er ihre Unterhaltung auf fran- 
zösischem Boden für schwierig ansah. Man kann die U. Boote nicht nur 
auf Transportschiffe ansetzen, sie müssen ihre Torpedos da brauchen, wo 
sie den meisten Schiffsraum vernichten. 
(Der Reichskanzler übergibt den Vorsitz an den Vizekanzler.) 
Vizekanzler v. Payer: Der Eindruck der militärischen Lage ist doch 
heute wesentlich günstiger als zu Anfang des Monats. Liegen die Gründe 
dafür auf militärischem Gebiete? 
General Ludendorff: An der Front ist es der nicht gelungene An- 
griff des Feindes von gestern und vorgestern. Der Feind hat nicht ordent- 
lich angebissen. Hätte er alles getan, was er konnte, so wären wir ge- 
schlagen worden. An dieser Stelle hat sich die Kampfkraft der Entente 
nicht auf der Höhe gezeigt wie bisher. 
Dazu kommt, daß die Amerikaner starke Grippe haben. Allerdings 
fängt sie auch bei uns an zu grassieren, und zwar in einer sehr bösen Form. 
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