Kriegsminister Scheüch: Foch zu fragen ist es noch nicht Zeit. Das
wäre ein Eingeständnis der Niederlage.
General Ludendorff: Ich möchte noch einige für die Kriegführung
wichtige Punkte vorbringen:
1. Das Generalgouvernement Belgien muß Etappengebiet werden.
Das Abgrenzen der Zuständigkeiten ist allerdings schwierig. Es ist so ge—
dacht, daß das Generalgouvernement möglichst die innere Verwaltung,
die Beziehungen zur Kirche usw. behält, aber die Verpflichtungen, die
wir eingegangen sind, als wir die Verpflegungskommission zuließen,
werden wir nicht mehr einhalten können. Wir müssen ehrlich sein und
den Stellen kündigen, denen wir damals die Zusage gegeben haben. Wie
soll mit ihnen die Einquartierungslast in Einklang gebracht werden. Wir
müssen ihnen sagen: Schickt jetzt keine Verpflegung mehr ins Land. Das
wird in Belgien ganz gut wirken. In Tournai wollte die Bevölkerung
schon nicht weggehen, weil sie sagten, jet kommt der Friede. Der Ge-
danke darf aber nicht hochkommen: man muß Belgien sagen, der Friede
ist noch weitab, und das Furchtbare, das nun einmal im Kriege liegt,
kann noch über Belgien kommen, dagegen ist 1914 ein Kinderspiel. Man
weiß, daß, wenn auch die Befehlsstellen sich die größte Mühe geben, nicht
alle vier Millionen Menschen von Gewalttätigkeiten abgehalten werden
können.
2. Die Frage der Zerstörungen. Ich habe von Eurer Großherzoglichen
Hoheit und auch vom Auswärtigen Amt Telegramme darüber be-
kommen. Wir haben pflichtgemäß alles getan, das Heer in den Schranken
zu halten, die militärisch noch zu vertreten sind. Das ist eigentlich schon
nicht mehr zu verantworten, daß man Häuser unzerstört läßt; denn AUnter-
kunft ist eine große Hilfe für den Feind. And später haben die Franzosen
die Häuser doch zerstört. In Lille sind das elektrische Licht, die Wasser-
leitung, die Trambahn unzerstört gelassen, aber Telegraph, Telephon
und Bahn zerstört worden. Das Schlimmste sind die englischen Flieger
und die englischen großen Kanonen. Das Material haben wir dem Aus-
wärtigen Amt mitgeteilt.
Die Armee ist nicht dasselbe wie die einzelnen rohen Menschen, die
darin sind. Die Leitung kämpft gegen solche Roheit an. Ich bitte, das
in der Note an Wilson zu betonen, denn die Armee hat ein Recht darauf.
Staatssekretär v. Waldow: Wenn die Vereinbarungen über die Er-
nährung Belgiens gekündigt werden sollen, so wird das vorher sehr genau
geprüft werden müssen.
General Ludendorff: Damit bin ich einverstanden. Aber wie bisher
geht es nicht weiter. Die Truppe quartiert sich selbst ein und nimmt die
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