Schritt halten in dem Bau von Tanks, weil wir zuerst Lastautos bauen
mußten; aber bis nächstes Frühjahr werden wir darin weiter sein.“
Das war nicht der Rechenschaftsbericht des verantwortlichen Feldherrn
vor der verantwortlichen Regierung, sondern Stimmungsmache.
Schließlich hatte ich versucht, den General auf ein Ergebnis festzulegen:
„Die Lage ist also nicht mehr dieselbe, wie sie am 5. Oktober war, als
wir veranlaßt wurden, den Friedensschritt bei Wilson zu tun.“
Auf diese Frage ging Ludendorff in seiner Antwort nicht ein: „Ich
habe den Eindruck, ehe wir durch diese Note Bedingungen auf uns
nehmen, die zu bart sind, müßten wir dem Feinde sagen: Erkämpft euch
solche Bedingungen.“
Da gab schließlich der Staatssekretär Solf dem allgemeinen Miß-
trauen Ausdruck: „Davor stehe ich wie vor einem Dätsel. Was ist der
wirkliche Grund, weshalb geht jetzt, was vorher für unmöglich erklärt
worden war?“
Hier war dem General Ludendorff noch einmal Gelegenheit gegeben,
sich rückhaltlos auszusprechen. So hätte er sagen können:
Ich habe heute Vertrauen und Nerven wieder. Beides hatte ich vom
29. September bis zum 3. Oktober verloren. Meine Verantwortung
war beispiellos. Die Anspannung, in der ich vier Jahre gelebt habe,
ging über Menschenkraft. Zur #berstürzung war damals und ist heute
kein Grund. Allerdings spätestens im Frühjahr nächsten Jahres brechen
wir unrettbar zusammen. Ich bedauere, daß ich die Danik ins Heer
und ins Volk geworfen habe. Helfen Sie mir, daß wir die Katastrophe
des Waffenstillstandsangebots wieder gutmachen. Ich sehe ein neues,
hoffnungsvolles Moment: die Angriffsenergie des Feindes läßt nach.
Wenn wir die Kraft zum Verzweiflungskampf zeigen, vielleicht bringt
dann der Feind die Kraft zum Vernichtungskampf nicht mehr auf und
gibt uns einen Frieden, der uns das Leben läßt.
Anstatt dessen sagte der General Ludendorff: Ich habe immer den Men-
schenmangel als das Wichtigste dargestellt. Heute höre ich, daß ich in ab-
sehbarer Zeit 600000 Mann bekommen kann.
Dieser Behauptung gegenüber ist festzustellen:
1. Der General Ludendorff hat das Waffenstillstandsangebot nicht in
erster Linie gestellt wegen der Ersatzlage. Warum rief er sonst nicht den
Kriegsminister v. Stein nach Spa. Er hat die Waffenstillstandsbitte er.
zwungen, weil er eine militärische Katastrophe, und zwar die sofortige,
fürchtete.
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