Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

es besser sei, wenn sie früher aufhörten als später. Die Rivalität zwischen 
England und Amerika spiele eine Rolle. Wenn wir jetzt noch einige 
Monate durchhielten, so wirke das vielleicht friedenfördernd. 
Als der General Ludendorff und Oberst Heye wieder erschienen, schnitt 
Payer die Frage an: wie die in Osterreich zu erwartende Katastrophe 
voraussichtlich auf unsere militärische Lage wirken würde. In der Antwort 
war die Linie nicht weniger verwischt als am Vormittag: 
„Nach Nachrichten des Generals v. Cramon sei der Geist der öster- 
reichischen Armee überraschend gut. Der Abfall Osterreichs würde natür- 
lich sehr ungünstig wirken, ob allerdings auf unsere Truppen, das sei 
sehr zweifelhaft, da auch der Abfall Bulgariens auf diese keinen be- 
sonderen Eindruck gemacht habe. Gleichwohl befürworte er, mit Rück- 
sicht auf den zu befürchtenden Abfall Osterreichs, die Fortsetzung der 
Friedensverhandlungen. Er sehe jedoch die Lage in Osterreich nicht so 
an, daß wir dadurch gezwungen würden, jede Bedingung anzunehmen. 
Ourch den Abfall Osterreichs würde allerdings die italienische Armee 
frei, das sei natürlich schlimm. Schließlich sei aber dann immer noch Zeit, 
klein beizugeben.“ 
Payer meinte, ob wir nicht mit plötzlichen Mißerfolgen an der Front 
rechnen müßten, die uns zwingen würden, sofort Frieden zu schließen. 
Ludendorff entgegnete: 
„Wäre die Front so gesichert, daß man absolut nichts zu befürchten 
bätte, dann wäre die ganze Aktion von uns nicht gemacht worden. Er habe 
ja jetzt auch wieder ausdrücklich erklärt, daß die Aktion fortgesetzt werden 
solle. Wir würden vielleicht gezwungen sein, noch mehr zurückzugehen. 
Oaß eine Katastrophe eintrete, befürchte er jedoch nicht. Werde aber 
trotzdem die Lage schlechter, dann müsse eben der angesponnene Faden 
weiter fortgesetzt werden. Jetzt müsse man aber die Lage mit etwas mehr 
Ruhe auf Grund der letzten Kriegserlebnisse ansehen. Wenn wir tat. 
sächlich geschlagen werden sollten, so müßten wir eben sofort kapitulieren. 
— Gefährlich könnte es werden, wenn wir bei Verdun eine Niederlage 
erlitten, sonst sehe er die Gefahr nicht für so groß an.“ 
Auf die Frage Solfs, ob wir eine kräftigere Antwort, die unserer Würde 
entspräche, wählen dürften, die Gefahr vor Augen, daß Wilson abschnappe, 
erklärte Ludendorff mit aller Bestimmtheit, daß wir das verantworten 
— 
1 Drotokoll der Besprechung am 17. Oktober nachmittags, Amtl. Urk. Nr. 58. 
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