Mündlich trug ich noch dem Geheimrat Simons auf: wenn irgend mög-
lich zum Ausdruck zu bringen, daß es nun genug mit der Einmischung in
unsere inneren Angelegenheiten sei. Ich hoffte, dadurch Wilson von wei-
teren Fragen nach der Stellung des Kaisers zurückzuhalten, oder zum
mindesten das Ehrgefühl des deutschen Volkes in Bereitschaft zu setzen,
sollte die Forderung nach der Abdankung doch kommen. In gemeinsamer
Arbeit entstand am 18. Oktober 1918 der folgende Entwurf:
„Auf die Note des Präsidenten Wilson vom 14. Oktober antwortet
die deutsche Regierung folgendes:
„1. Als sich die deutsche Regierung damit einverstanden erklärte, die
besetzten Gebiete zu räumen, hat sie nicht anders angenommen, als daß
die Einzelheiten des Vorganges und die Bedingungen eines Waffen-
stillstandes von militärischen Sachverständigen beurteilt und beraten
werden müßten und das Ergebnis nach Möglichkeit dem gegenwärtigen
Kräfteverhältnis an den Fronten entsprechen sollte.
„Aus den Worten des Präsidenten geht nicht hervor, ob er die rasche
Erledigung der technischen Einzelfragen durch eine Aussprache zwischen
den militärischen Sachverständigen beider Parteien ablehnt oder billigt.
Wenn der Präsident glaubt, auch hierüber einen öffentlichen Noten-
wechsel herbeiführen zu sollen, so ist die deutsche Regierung bereit, darauf
einzugehen. Sie ersucht dann aber den Präsidenten Wilson, sobald er
die Vermittlung in die Hand nehmen will, die Forderungen der ameri-
kanischen Regierung und der alliierten Regierungen in diesem Punkt
offen bekanntzugeben. Die deutsche Regierung setzt dabei voraus, daß
der Präsident keine Forderungen gutheißen wird, die die Ehre des deut.
schen Volkes preisgeben oder mit dem Gedanken des Rechtsfriedens
unvereinbar sind.
„2. Der Präsident erhebt Anklagen gegen die deutsche Kriegführung zu
Wasser und zu Lande. Hierauf erwidert die deutsche Regierung folgendes:
„Die Torpedierung von Dassagierdampfern widerspricht der Ge-
sinnung der deutschen Regierung. Es sind daher an sämtliche U. Boot.
kommandanten Befehle ergangen, die eine Torpedierung von Passagier-
schiffen unmöglich machen. Der U. Bootkrieg wird jetzt nach den Grund-
sätzen des Kreuzerkrieges geführt, unter Sicherstellung des Lebens der
Richtkombattanten.
„Bei dieser Gelegenheit erinnert die deutsche Regierung daran, daß
die deutschen Nichtkombattanten heute unter einer Seekriegführung lei-
den, die den Grundsätzen des Präsidenten über die Freiheit der Meere
ebenso wie dem bisher geltenden Völkerrecht widerspricht.
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