Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

bald zurück hinter einem schweren sachlichen Gegensatz: Admiral v. Scheer 
und Staatssekretär v. Mann erklärten es für unmöglich, den U. Boot. 
krieg als Kreuzerkrieg zu führen; die Forderung Wilsons annehmen, 
hieße den U. Bootkrieg ganz aufgeben. Sie wandten sich gegen jede Kon- 
zession in der U. Bootfrage. Erzberger unterstützte den Standpunkt der 
Marine. Vergeblich wies ich die Herren auf die Gefahren neuer Rück. 
fragen hin und auf die Notwendigkeit, Wilson gegen den englisch-fran- 
zösischen Druck stark zu machen. Scheidemann, Haußmann und Scheüch 
sekundierten mir. Nach der Sitzung machte der Kriegsminister noch einen 
Versuch, den Staatssekretär des Reichsmarineamts zu überzeugen: sei 
der U. Bootkrieg es wert, daß um seinetwillen die Verhandlungen abge- 
brochen würden? 
Dahin sprach sich auch das Gutachten der herbeigerufenen Botschafter 
aus. Graf Metternich, Dr. Rosen und Graf Brockdorff- Rangtau erklärten 
übereinstimmend, daß es ein Widerspruch in sich selbst sei, mit Wilson 
weiter verhandeln zu wollen und gleichzeitig am verschärften U. Bootkrieg 
festzuhalten. Graf Bernstorff, der Konstantinopel noch immer nicht verlassen 
konnte, hatte in gleichem Sinne telegraphiert. Graf Brockdorff. Rangau 
sprach eindrucksvoll über die Zwangslage, in der wir uns heute befänden. 
Das Waffenstillstandsangebot sei einer Kapitulation gleichgekommen. Er be- 
schrieb die furchtbare Wirkung auf die deutschen Vertreter im Ausland, als 
sie eines Tages aufwachten und lasen: Deutschland bittet Wilson um Frie- 
den. Der erste Schritt war entscheidend: nun bleibe nichts übrig, als den 
betretenen Weg zu Ende zu gehen. 
Unser früherer Botschafter in London, Graf Wolff Metternich, gab sein 
Votum mit jener Festigkeit und Klarheit, die man von ihm erwarten 
durfte. Er sagte unter anderem: 
Der Präsident verlangt, daß keine Passagierdampfer mehr versenkt werden; 
sonst keine Berhandlungen. Wollen wir die Möglichkeit, zu einem Waffenstill- 
stand zu gelangen, weiter verfolgen — und wir sind dazu gezwungen, ihn zu 
suchen —, so müssen wir erklären, daß an die Seestreitkräfte die Weisung erteilt 
ist, keine Hassagierdampfer zu versenken, mit dem Zusatz, daß eine Gewähr dafür, 
daß der Befehl sämtliche U. Bootkommandanten erreicht hat, erst nach einer 
gewissen Zeit übernommen werden könne. Es ist mir bekannt, daß nach Ansicht 
der Marine dieser Befehl gleichbedeutend ist mit der Einstellung des U. Boot- 
krieges überhaupt. Wenn dem so ist, gut, dann muß er eingestellt werden. Denn 
es ist ausgeschlossen, daß der PDräsident weiter mit uns spricht, wenn wir ihm 
bierin nicht nachgeben. Das amerikanische Millionenheer mit allem Zubehör ist 
trotz des unbeschränkten U. Bootkrieges herübergekommen. Verschwindend 
wenig ist davon versenkt worden. Es kann niemand mehr im Ernste an- 
nehmen, daß der unbeschränkte U. Bootkrieg in diesem Kriege noch eine ent- 
scheidende Wirkung zu unseren Gunsten wird ausüben können. Also fort 
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