Mit der durch das Zugeständnis der Note bewirkten Preisgabe des U. Boot-
krieges ohne jede Gegenleistung beschreiten wir den letzteren Weg.
Wir würden zudem auf die Stimmung der durch die harten Kämpfe schwer
geprüften Armee äußerst ungünstig einwirken. Ich kann daher der Note in diesem
Dunkt nicht zustimmen. Muß die Regierung, falls sie sich dieser Ansicht an-
schließt, damit rechnen, daß die Verhandlungen mit Wilson scheitern, so muß
sie entschlossen sein, den Kampf bis zum letzten Mann unserer Ehre halber aus-
zukämpfen.
Ich kann mir trotz der ungemein schweren Lage der Armee keinen anderen
Weg denken und hoffe fest, daß die Regierung für diesen schweren Entschluß
das ganze Gaterland hinter sich haben wird.
Im einzelnen schlage ich noch folgende Anderungen des mir übersandten Wort-
lauts vor:
1. Absatz 3 muß lauten: „Zerstörungen infolge von Kampfhandlungen werden
immer notwendig sein und sind völkerrechtlich gestattet.“
2. Absag 5 hinter den Worten „aufklären zu lassen“, ist einzufügen: „Sie hat
durch solche neutrale Kommissionen bereits Erhebungen veranlaßt, z. B.
in Tournai, Valenciennes und anderen Orten. ODie Feststellungen dieser
Kommissionen haben die Unrichtigkeit der Anklagen wegen Verletzung des
Wölkerrechts ergeben.“
Ich war betroffen durch den Ton dieser Kundgebung: „Will das deutsche
Volk sich zur Kapitulation und damit zum Antergang vor der äußersten
Kraftanstrengung drängen lassen?“ Das waren Worte, die einem Feld-
herren wohl angestanden hätten, der am 29. September einer verzagenden
Reichsleitung gegenüber fest geblieben wäre, nicht aber dem General
Ludendorff, der eine zur nationalen Verteidigung entschlossene Regierung
genötigt hatte, die weiße Fahne zu bissen.
Es war nicht richtig, daß wir mit der Preisgabe des U. Bootkrieges
den Weg zur Kapitulation beschritten: auf diese Bahn hatte mich der
General Ludendorff gestoßen — nun wollte er zurück; ich auch — aber
jetzt war keine Stelle zum Wenden. Ich war überzeugt: wir mußten auf
dem unseligen Wege noch ein Stück weiter, ehe wir den Wagen herum-
reißen konnten.
Ich verbrachte einen guten Teil des Morgens damit, dem Obersten
v. Haeften Argumente an die Hand zu geben, die den General Ludendorff
von der Notwendigkeit unserer Konzession überzeugen sollten.
Am Telephon setzte er seinem Chef auseinander:
Wir seien auf Grund der Auslandsnachrichten überzeugt: wenn die
Note nicht das Eingeständnis der Schonung von Passagierdampfern ent-
hielte, würde Wilson abbrechen. Der Präsident müßte ein Gegengewicht
in den Händen haben gegenüber den Forderungen der französischen Armee
nach einer ehrverletzenden Kapitulation der deutschen Armee. Dann
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