äußersten Kräften fortzusetzen. Wenn die Feinde erkennen werden, daß die deutsche
Front mit allen Opfern nicht zu durchbrechen ist, werden sie zu einem Frieden bereit
sein, der Deutschlands Zukunft gerade für die breiten Schichten des Volkes sichert.“
Der General Ludendorff hatte diese Worte in dem guten Glauben unter-
schrieben, eines Sinnes mit der Regierung zu sein, auf Grund von telepho-
nischen Berichten, in denen Haeften wohl nicht immer genau genug zwischen
seiner persönlichen Meinung und der Auffassung der Regierung unter-
schieden haben mag. Dann hatten sich bei der Obersten Heeresleitung Be-
denken eingestellt, und noch in der Nacht wurde versucht, den Armeebefehl
aufzuhalten. Aber die Mitteilung an die Kommandostellen und in der
ressekonferenz ließ sich nicht mehr verhindern.
In jedem Falle lag eine unzulässige Einmischung vor; in einem Augen-
blicke, da für die Regierung alles darauf ankam, ihre Anabhängigkeit von
militärischen Einflüssen zu sichern und zu beweisen, durfte die Oberste
Heeresleitung unserer Stellungnahme nicht vorgreifen, gleichviel ob die
Kundgebung als Anterstützungsaktion gedacht war oder nicht.
Die Generale waren am Nachmittag eingetroffen und sofort zum mili-
tärischen Vortrag nach Schloß Bellevue gefahren. Dort forderten sie
den Abbruch der Verhandlungen. Der Kaiser weigerte sich, eine Ent-
scheidung zu treffen, und verwies sie an mich. Ich habe den Herren sagen
lassen, daß der Vizekanzler v. Payer sie an meiner Stelle um 9 Ahr abends
sprechen würde.
Als ich noch mit der Abfassung des Briefes an Seine Maojestät be-
schäftigt war, unterbrach mich Wahnschaffe; an der Hand von Depeschen,
die im Laufe des Tages eingetroffen waren, orientierte er mich über die
Deutung, die Wilsons Note im allgemeinen gefunden hatte.
Mein Vetter, der Fürst Ernst zu Hohenlohe-Langenburg, telegraphierte
mir aus Bern, wo er als Führer der deutschen Kommission mit ameri-
kanischen Delegierten über Gefangenenfragen verhandelte:
„25. Oktober 1918.71
Drinz Max von Baden — Persönlich! Berlin.
Erfahre eben aus zuverlässiger Quelle, daß der Schluß der heutigen Wilson-
Note kaum anderes bedeute, als daß einziger Weg zu einigermaßen erträglichem
Frieden über Resignation des Kaisers führe. Wilson scheint anzuerkennen, daß
monarchische Staatsform der Geschichte und den Lebensnotwendigkeiten deutschen
Volkes entspricht, vermag aber die in Amerika selbst und in der ganzen Entente
herrschenden Vorstellungen über die Person des Kaisers, seine Rolle im Kriege
und seinen Einfluß auf die Leitung der inneren und äußeren Politik nicht mehr
1 Amtliche Urkunden Nr. 78.
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