geben und den Eindruck erwecken, als läge darin eine Absage an die
Politik der neuen Reichsregierung. Dieser Eindruck kann durch Ver-
öffentlichungen nicht aufgehoben werden.
„Dazu kommt, daß die Waffenstillstandsbedingungen der Feinde,
die wir stündlich erwarten, ebenso wie die schweren Fragen der Über—
gangszeit im Innern die Anwesenheit des Trägers der Krone zu un-
mittelbarer und unverzüglicher Rücksprache nötig machen.
„Unter diesen Amständen sehe ich keine Möglichkeit, die Friedens.
aufgabe, die mir bei Abernahme der Kanzlerschaft nach innen und
außen gestellt wurde, ohne Euer Majestät Anwesenheit durchzuführen.
„Euer Macjestät bitte ich daher alleruntertänigst, baldigst zurückzu-
kehren. Eine längere Abwesenheit als bis Donnerstag würde sich meines
Erachtens nicht verantworten lassen; wir können stündlich vor Entschlüsse
gestellt werden, von denen das Schicksal Deutschlands abhängt und
die nur im Zusammenwirken von Krone, Reichskanzler und Regierung
gefaßt werden können. Ich selbst kann in dieser Lage Berlin unmöglich
verlassen.“
Ich erhielt die Antwort:
„Hofzug, den 31. Oktober 1918.
„Großes Hauptquartier, 30. Oktober.
„Auf Telegramm von heute [Nr. 15 an Frhrn. v. Grünau] haben
Seine Majestät mich beauftragt, Euer Großherzoglichen Hoheit zu er-
widern, daß Seine Majestät die Reise in das Große Hauptgquartier
angetreten haben, weil hier dringende militärische Angelegenheiten,
die mit der Frage des Waffenstillstands und des Friedens im engen
Zusammenhang stehen, Allerhöchstihre Anwesenheit unumgänglich not-
wendig machen, und daß Seine Mojestät nicht beabsichtigen, hier länger
als nötig zu verbleiben. Etwaige Gerüchte über die Absicht eines militäri-
schen Rückschlags gegen die volkstümliche Regierungsform flankiere (sicl
jede tatsächlichen Observationen. Euer Großherzoglichen Hoheit sei be-
kannt, daß Seine Majestät wiederholt die Absicht gehabt haben, sich
vor der Offentlichkeit zu den Reformen auf dem Gebiet der inneren
Dolitik zu bekennen, und daß entsprechende Veröffentlichungen entgegen
seinem ausdrücklichen Willen und im Widerspruch mit der Meinung der
parlamentarischen Mitglieder des sogenannten Kriegskabinetts unter-
blieben seien. Seine Maojestät haben mich beauftragt, erneut eine ent.
sprechende Veröffentlichung zu empfehlen. Ein neuer diesbezüglicher Ent-
wurf wird durch Geheimrat v. Dryander dem Reichskanzler vorgelegt sein.
v. Delbrück.“
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