machen. Sage Friedberg: „Nicht überstürzen“, so antworte er: „Nicht zu
spät.“ „Wer die Monarchie als Institution retten will, muß jetzt handeln.“
Gegenüber Herrn Gröber machte er geltend, daß der Enkel des Kaisers
in demokratischer Luft aufwachsen müsse, und unter anderen Umständen
den Thron besteigen würde als sein Vater und Großvater.
General Scheüch protestierte: Abdankung sei Zwang und bleibe Zwang.
Das Heer sei mit dem Obersten Kriegsherrn zusammengewachsen, risse
man es los, so sei alles zu Ende.
Erzberger wurde immer heftiger in seinem Widerstand gegen die Ab-
dankung:
„Ein Schweizer hat mir gestern gesagt: Wenn Deutschland den
Kaiser wegjagt, wird das Ausland sagen: „Die Deutschen sind als
Sieger brutal, als Besiegte verächtlich“, und da hat er recht, wenn wir
mit dem Kaiser ein Geschäft machen.“ .. „Wenn ein deutscher Diplo-
mat den Kardinal Mercier fragt, ob der Kaiser abdanken sollte, so ge-
bört er gehängt, und wenn der Kardinal von selbst davon spricht und
der Diplomat protestiert nicht, so gehört er auch gehängt.“... „Selbst
die Engländer fürchteten als Folge der Abdankung des Kaisers den
Bolschewismus in Deutschland."“
Herr v. Payer blieb dabei, daß der Kaiser jetzt zurücktreten müsse,
sonst kämen wir bei Eingang der Bedingungen in die übelste Lage.
„Sie sind sicher schwer, dann wird das Volk sich nach dem Schul-
digen umsehen. Man kann die Bewegung nicht als Zeitungsmache
betrachten, sie entspricht dem natürlichen Bedürfnis, jemanden verant-
wortlich zu machen.“ Entlade sich die Stimmung, so werde der Kaiser
sich nicht mehr halten können, und dann gehe es gegen die Dynastie.
Daß der Kaiser erst nachher abdanke und die Führung des Heeres
zum Endkampf übernehme, sei unaus führbar.
In denkbar bestimmter Form äußerte sich der Minister Drews. Er hatte
nur die innere Lage vor Augen. Sofortige Abdankung sei erforderlich.
Würden die harten Bedingungen angenommen, so komme es freilich
auf die Abdankung nicht weiter an. Würden sie nicht angenommen und
es müsse noch gekämpft werden, wie könne sich dann der König an die Spitßze
stellen? Er sei leider der Aberzeugung, daß das Volk nicht für den König
gegen den Frieden kämpfen werde. Das müsse dem Monarchen gesagt
werden, dann müsse er aber auch nachgeben, sonst falle die gegenwärtige
Mehrheit auseinander und es käme das Chaos, das schlimmer sei als die
schlimmsten Bedingungen.
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