Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

die Entsagung des Kaisers nicht mehr dankbar als freies Opfer gelten lassen, 
sondern ungeduldig weitere Opfer fordern. 
Wird das Opfer unverzüglich gebracht, so kann es die Stimmung so stärken, 
daß wir unerträgliche Bedingungen abzulehnen und mit einheitlicher Front 
weiterzukämpfen imstande sind.“ 
II 
„Aufruf des Königs von Preußen (Entwurf Simons). 
An mein Volk! 
Mehr als 25 Jahre habe Ich Deutschland den Frieden erhalten können. 
Zuletzt ist uns doch der Krieg aufgedrängt worden, den unser Volks- 
beer auch in Feindesland als Verteidigungskrieg geführt hat. Der Krieg 
ist gegen uns entschieden, und die irregeleitete öffentliche Meinung der 
Geinde wälzt die Schuld an all den Leiden, die er veranlaßt hat, uns 
zu. Den Taten und Leiden des deutschen Volkes, besonders Meiner 
Preußen, ist der Lohn des Sieges nicht beschieden, aber es hat in helden- 
mütigem Kämpfen und Arbeiten, Dulden und Ertragen unvergänglichen 
Ruhm erworben. Dieser Nuhm soll, soviel an Mir liegt, nicht durch 
Waffenstillstands- oder Friedensbedingungen verdunkelt werden, die mit 
unserer Ehre nicht vereinbar sind. Der Haß der Feinde gegen Mich 
könnte die Bedingungen verschärfen. Ich halte es daher in diesem Augen- 
blick mehr für Meine Oflicht, der Krone Preußens und damit der 
Kaiserkrone zu entsagen, als ihre Last noch weiter zu tragen. 
Meinen Preußen und dem ganzen Deutschen Volk danke Ich für die 
beispiellose Hingabe an die Sache des VBaterlands, die auch die Meine 
war. Ich fordere Euch auf, diese Sache nicht im Stich zu lassen, sondern, 
wenn die Ehre es verlangt, Euer Lettes daran zu setzen, um den Fein- 
den zu zeigen, daß Deutschland unwürdige Bedingungen niemals frei- 
willig auf sich nehmen wird.“ 
III 
„Aufruf des Deutschen Kaisers (Entwurf Simons). 
An das Deutsche Heer! 
Mit dem heutigen Tage entsage Ich der Krone des Reichs und lege 
den Oberbefehl über das Deutsche Heer nieder, der dem Kaiser nach der 
Verfassung zusteht. 
Der Haß der Feinde gegen Meine Person, die sie verkennen und ver- 
leumden, soll Euch, Meine Kameraden, die Bedingungen nicht ver- 
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