so daß „das Niederkämpfen nur mit starkem Blutvergießen möglich gewesen
wäre“. Der Admiral wäre nicht davor zurückgeschreckt — aber es „trafen von
vielen Marineteilen, darunter von dem gestern ganz zuverlässigen Marine=
bataillon, Meldungen ein, daß diese Truppen nicht mehr zuverlässig seien“.
In der Uberzeugung, daß er mit dem Rest der Truppen die Bewegung
nicht mehr unterdrücken konnte, empfing der Gouverneur am Nachmittag
des 4. um 3 AUhr Abordnungen der meuternden Marineteile, „einschließ-
lich des 3. Geschwaders“, und fragte sie nach den Beweggründen; An-
gehörige beider sozialdemokratischen Richtungen waren zugegen.
Die folgende Arkunde wurde über diese Besprechung aufgenommen:
„Die Wünsche der Deputationen des 3. Geschwaders und der Marine=
teile werden vom Gouverneur von Kiel angehört. Heute abend trifft der
Staatssekretär Haußmann und Abgeordneter Noske zur Entgegen-
nahme der Wünsche des Geschwaders und der Truppenteile ein. Die
Wünsche der Deputation sind insbesondere:
1. Freilassung der Gemaßregelten des 3. Geschwaders.
2. Klärung der Schuldfrage: Wer hat bei dem gestrigen blutigen
Zusammenstoß zuerst geschossen, und Bestrafung der Schuldigen.
3. Anterlassung des angeblich geplanten Vorstoßes der Flotte.“
Die Machtverhältnisse in Kiel erhielten eine erschreckende Beleuchtung
durch die Worte Souchons, die nun folgten: Die erste Forderung, Ent.
lassung der Gemaßregelten, hätte sofort zugeskanden werden müssen,
„noch vor dem Eintreffen Haußmanns“. Die Freilassung erfolgte unter
Mitwirkung des neugebildeten Soldatenrats. Anders glaubte der Admiral
einen Angriff auf die Arrestanstalt nicht verhindern zu können.
Am 9 Uhr abends am 4. November fand eine zweite Sitzung im Gou-
vernementsgebäude statt, an der unsere inzwischen eingetroffenen Ab-
gesandten Haußmann und Noske teilnahmen. Aber ihren Verlauf erstattete
die Ostseestation den folgenden telegraphischen Bericht:
Kiel, den 5. November 1918.
I. Ergebnis der Sitzung am 4. November 9 Ahr abends, Teilnehmer Staats-
sekretär Haußmann, die entsandten Reichstagsabgeordneten, Gouverneur und die
Vertreter der Matrosen und beiden Sozialdemokratischen Parteien. Es ist zugesagt:
1. Der Gouverneur wird Anordnungen treffen, daß die in Kiel eingetroffenen
und noch unterwegs befindlichen Armeetruppen nach ihren Garnisonen zurück.
gesandt werden.
2. Der Gouverneur erklärt sich damit einverstanden, daß am 5. November
eine aus dem Oberkriegsgerichtsrat Dr. Eichheim und je einem Vertreter der
Matrosen und Arbeiter bestehende Kommission prüfen wird, welche noch in den
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