es sich handle, könnten nicht überwältigt werden, und der Versuch würde
jede Verständigung unmöglich machen.“ Auch der Kriegsminister bielt die
zur Verfügung stehenden Truppen für zu schwach.
Zweitens: Der Stellvertretende Kommandierende General des
IX. Korps verlangte bereits dringend militärischen Schutz für andere
Küstenorte. 500 Matrosen wären in Lübeck gelandet.
Drittens: Zur Niederwerfung des Matrosenaufruhrs waren in ganz
Deutschland nur Ersatztruppen verfügbar. Die Auffassung des Kriegs-
ministeriums über den Wert dieser Formationen ist in einer Aufzeichnung
eines Offiziers aus dem Stabe des Kriegsministers Scheüch niedergelegt:
„Aus diesen Truppenkörpern hatte man alle nur einigermaßen brauch-
baren und kampffähigen Elemente herausgekämmt, um mit ihnen die
wankende Front im Westen zu stützen. Es waren diese Ersatztruppen
nur noch blutleere, schwindsüchtige Gebilde ohne inneren Wert.“
Schon die letzten Tage hatten gelehrt, daß z. B. die Truppen aus dem
Bereich des IX. Korps vor jeder ernsten Aufgabe versagten:
„Wos sie gegen die Meuterer vorgeschickt wurden, zogen sie sich, meist
kampflos, zurück, kapitulierten und lieferten ihre Waffen ab, erklärten
sich „neutral“ oder liefen über.“
Aber wenn der Kriegsminister auch heute nein sagte, weil die verfüg-
baren Truppen weder genügend zuverlässig noch genügend zahlreich waren,
so lehnte er keineswegs eine militärische Unternehmung gegen Kiel grund-
sätzlich ab. Nur wollte er keinen Versuch mit untauglichen Mitteln machen.
Er hatte am 31. Oktober von der Obersten Heeresleitung nachdrücklich den
Heimtransport von zuverlässigen Truppen gefordert und sich dabei auf
eine Zusage gestützt, die sein Vorgänger zur Zeit der Januarstreiks von
der Obersten Heeresleitung erhalten hatte:
„Im Gedarfsfall würden aus dem Feldbeer geschlossene Truppen-
körper zur Anterdrückung innerer Anruhen dem Kriegsministerium recht-
zeitig zur Verfügung gestellt werden.“
Am 2. November war diese Aufforderung mit aller Dringlichkeit
wiederholt worden. Heute hatte Scheüch endlich Nachricht erhalten, daß
1 Exzellenz Scheüch: „Militärische Kräfte seien vorläufig zu schwach. Mit Waffen-
gewalt ginge der Aufruhr daher jetzt nicht zu unterdrücken, deshalb zunächst Aus-
breitung verhindern, Bahnen und Straßen besetzen. Hätten wir erst mehr Kräfte,
dann sei zu überlegen, ob wir einrückten. Fehler sei es, jetzt von Bedingungen und
Amnestie zu sprechen, wir dürften nicht den Leuten nachgeben.“
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