4. Verstärkung des sozialdemokratischen Einflusses in der Regierung.
5. Umgestaltung des preußischen Ministeriums im Sinne der Mehr-
heitsparteien des Reichstags.
„Ist bis Freitag mittag keine befriedigende Antwort erfolgt, so
tritt die Sozialdemokratie aus der Regierung aus.
„Die Regierung ist bisher über Reden wenig hinausgekommen.
Die unteren Organe funktionieren in alter Weise weiter und setzen
zum Teil unseren Beschlüssen passive Resistenz entgegen. Jedesmal,
wenn die Beseitigung dieser oder jener Person als notwendig an-
gesehen wird, erhalten wir die Antwort, das ginge nicht so schnell
und so leicht. Wenn wir verhindern wollen, daß die Unruhen schlimmste
Dimensionen annehmen, so müssen wir hier eingreifen und den Leuten
zeigen, daß wir in ihrem Geiste arbeiten. Ans ist der heutige Ent—
schluß und der Weg zum Reichskanzler furchtbar schwer
gefallen; aber da wir zu der Aberzeugung gekommen sind, daß der
Reichskanzler von sich aus doch nicht den Entschluß fassen würde, den
Kaiser zur Abdankung zu bewegen, so mußten wir handeln. Der Kaiser
soll angeblich zu Exzellenz Drews gesagt haben: Ich weiche nur der
Gewalt.“ Wenn die Abdankung jetzt nicht erfolgt, so wird in kurzer
Zeit die Frage gestellt sein, Nepublik oder Monarchie. Ich biete Sie,
den ganzen Ernst der Situation zu sehen."
Payer: „Der Herr Reichskanzler hat die durch den Schritt der Sozial-
demokraten geschaffene Situation eingehend erwogen und wird den
Kaiser um seine Entlassung bitten.“
Scheidemann: „Das bedauern wir tief. Der Reichskanzler hat unsere
volle Sympathie. Wir haben aber doch das Gefühl, daß er nicht die
nötige Entschlossenheit in der Kaiserfrage gezeigt hat.“
Payer: „Der Reichskanzler hat den Kaiser über die Lage nicht im
unklaren gelassen."
Dann wandte sich Payer mit erregten Worten gegen Scheidemann:
Die Sozialdemokratie sollte sich der ungeheuren Verantwortung
bewußt werden, die sie auf sich lädt, indem sie in einer so ernsten
Stunde, der ernstesten und schwersten, die Deutschland erlebt hat,
solche Forderungen stellt. Der Austritt der Sozialdemokraten würde
zum Zusammenbruch der jetzigen Regierung führen. — „Was das
Versammlungsverbot anbetrifft, so muß doch alles verboten werden,
was provokatorisch wirkt. Wir können doch unmöglich zusehen, wie die
revolutionäre Bewegung immer weiter um sich greift. Wenn wir uns
passiv verhalten, geht es in Berlin ebenso wie in Hamburg, Hannover
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