kommenden Tagen als solches bewerten und ihm Dankbarkeit
für alles, was er getan und erstrebt habe, bewahren und die
GröhBe seines Entschlusses und die Tragik seines Schicksals ehren.
Das Opfer werde dann für den monarchischen Gedanken und die
Dynastie nicht umsonst gebracht sein.
„Der Kaiser lehnte den Gedanken, die Ursache von Blut-
vergiehen in der Heimat zu werden, entschieden ab, gab aber
erneut der Uberzeugung Ausdruck, daß seine Abdankung in
diesem Augenblick die Republik bedeute, die den Zerfall und die
völlige Ohnmacht des Reiches zur Folge haben werde. Er sprach
sich bitter darüber aus, daB die demokratische Regierung, obwohl
er auf alle Reformvorschläge und Personalveränderungen bereit-
willigst eingegangen sei, nichts getan habe, um den gegen seine
Person gerichteten Bestrebungen, die sich letzten Endes gegen die
monarchische Institution überhaupt kehrten, wirksam entgegen-
zutreten, und da! sie sich ganz von der Sozialdemokratie habe ins
Schlepptau nehmen lassen, die nur nach der Aufrichtung ihrer
eigenen Herrschaft strebe. Schlie Blich sagte der Kaiser,
wenn das deutsche Volk es nicht anders wolle, so sei
er bereit abzudanken; er habe lange genug regiert,
um zu sehen, was das für ein undankbares Geschäft
sei, er hänge durchaus nicht daran, er habe nurseine
Pflicht getan, gerade in dieser Zeit auf seinem Posten
auszuhalten und sein Volk und seine Armee nicht zu
verlassen. Nun mögen die anderen zeigen, ob sie es
besser können.“!1
Da brachte ihm der Generaloberst v. Plessen den Vermitt-
lungsvorschlag entgegen, er möge zwar als Kaiser abdanken,
aber als König von Preuhßen weiterregieren. Der inzwischen ein-
getroffene General Graf Schulenburg drängte stürmisch auf die
gleiche Lösung. Er glaubte, daß im Grunde die Armee noch treu
zu dem Obersten Kriegsherrn stehe. Der Entschluß, den der
Kaiser gestern abend noch aufrechterhalten hatte, an der Spitze
der Truppe die Ordnung wiederherzustellen, schien ihm zu Un-
recht und aus Kleinmut aufgegeben zu sein.
Herr v. Grünau schreibt:
„Graf Schulenburg bestritt die Richtigkeit der Beurteilung
der Lage durch General Gröner und gab unter Berufung auf seine
1 Von mir gesperrt.
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