Die russische Revolution, wie sie nach bisherigen deutschen Zeitungs-
nachrichten verläuft, ist eine englische Niederlage und kein englischer Sieg.-
Die Westmächte haben sich bei ihrer Rechnung für die Fronten in Europa
nur wohl gefühlt, wenn sie dabei Rußlands Armee als Offensivkraft oder
zum mindesten als zuverlässige Defensivkraft einstellen können.
Ich erinnere an die furchtbare Depression in London und besonders auch
in Paris während des russischen Rückzugs im Spätsommer 1915.
Damals prägte der „Student of War“ im „Manchester Guardian“
das Wort:
„Hindenburgs Siege haben das Dogma von Rußlands Unbesiegbar-
keit zerschlagen“,
und noch im Herbst 1915 sagte Lloyd George:
„Die russische Armee ist als Machtfaktor für diesen Krieg erledigt
(à spent force).“
Selbst in Repingtons Kriegsplan war immer die Mitwirkung einer
schlagfertigen russischen Armee Vorbedingung für das Gelingen der eng-
lisch-französischen Durchbruchsoffensive.
II.
(Zu Seite 91.)
Bemerkungen von Sir Eyre Crowe und Arthur Nicolson
zu Buchanans Bericht vom 24. Juli 1014
(Aus Nr. 101 der British Documents on the Outbreak of War.)
„Der Augenblick ist vorüber, wo es möglich gewesen wäre, französische
Unterstützung für eine Bemühung zu gewinnen, Rußland zurückzuhalten.
Es ist klar, daß Frankreich und Rußland entschlossen sind, die Heraus-
forderung anzunehmen. Was immer wir von der Berechtigung der öster-
reichischen Anklagen gegen Serbien halten mögen, Frankrech und Ruß-
land sind der Meinung, daß sie Vorwände sind und daß die große Aus-
einandersetzung: Tripel-Allianz gegen Tripel.Entente endgültig aufgerollt
ist.
Mir scheint es unpolitisch, um nicht zu sagen, gefährlich für England, den
Versuch zu machen, diese Meinung zu widerlegen, oder sich zu bemühen,
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