Jünglinge dort vorüberwandern, entblößen sie angesichts
des Emdensteines ehrfurchtsvoll das Haupt und gedenken
der großen Zeit und der schweren Prüfung unseres Vater-
landes.
Wie die 245er im Jahre 1914 Weihnachten
feierten
Ein alter Landwehrmann aus Sachsen, seines Zeichens
Kunstdrucker, hat mich die erste Kriegsweihnacht mit fol-
gender Schilderung aus Waterdam Hoek erfreut:
„Bis 21. Dezember hatten wir im Schützengraben ge-
legen. Es war keine gute Stellung gewesen, da nach
Regentagen alles unter Wasser stand. Wir mußten Tag
für Tag bauen, um uns halbwegs trocken zu halten. Oben=
drein wurde uns noch am Sonntag unser Unterstand durch
ein Schrapnell zerstört, glücklicherweise war aber niemand
in der Bude
drin, so daß
nur unser
Küchen-
geschire in
Gestalt von
Bratpfannen
und Kaffee-
tassen in die
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ging unsere Feier weiter und wir wurden nicht gestört.
Früh gab es wieder Kaffee und Stolle. Für Mittag
hatten wir einige Hühner requiriert, ich hatte zwei Stück
gekauft für belgische Frankscheine, welche ich im Schützen-
graben fand. Insgesamt sechs Hühner für zwölf Kame-
raden, wohl ein schöner Weihnachtsbraten.
Kaum daß wir mit Essen fertig waren, mußten wir
aufbrechen, dem Feinde entgegen und nahmen Quartier
in der Strohbucht. Das war der 23. Dezember.
Am Weihnachtsheiligabend wurden gleich am frühen
Morgen Wunschzettel geschrieben. Die Geschenke wurden
dann im Laufe des Tages ausgegeben und soweit jeder
nach seinem Wunsche berücksichtigt. Jch war mit meinen
Leuten in einem Schweinestall untergebracht. Wir
hatten uns aber auch für den Abend einen schönen Baum
besorgt und jeder nach seiner Art dazu beigetragen, um
ihn so schön wie möglich anzuputzen, so daß wir schließlich
einen herr-
lichen Baum
hatten. Nach-
dem Herr
Oberleut-
nant Pohl
die Kompa-
gnie um sich
versammelt
Brüche ging. und in kur-
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denn wirhat- Ausladen von Feldpostpaketen dene Weih-
ten nur Re- nachtslieder
genwasser, mußten es sogar zum Kochen nehmen, da
der Weg nach dem Wasser ¾ Stunden weit und außerdem
mit Lebensgefahr verbunden war. Wollten wir doch die
letzte Zeit sogar aufs Essen verzichten, da uns das Essen-
holen zu gefährlich war. -
Gegen Abend abgelöst, kamen wir nachts in Waterdam
Hoek an und wurden in Scheunen untergebracht. Meine
Korporalschaft kam in einen Kartoffelkeller ohne Fenster
und Ofen. Nach einer qualvollen Nacht (Ungeziefer!) suchten
wir uns am nächsten Tag ein anderes Quartier und fanden
ein solches in Gestalt eines unbewohnten Hauses. Nach
Reinigung desselben suchten wir uns Tische, Stühle und
sonstiges Gerät zusammen und machten es uns gemütlich,
hatten wir doch am Tage die Weihnachtspakete erhalten.
Da wurde gekocht: Tee, Kaffee, Schokolade, Stolle,
Pfefferkuchen gegessen. Unser Leutnant N. hat uns auch
besucht und es hat ihm gefallen, ging es doch bei uns ge-
mütlich zu.
Zwei Stunden später beim Punsch — wir hatten auch
einen kleinen Christbaum gemacht — kam der Leutnant
zum zweiten Male, mit der Unglücksbotschaft, daß alles
gefechts= und alarmbereit sein müsse, jede Minute zum
Abmarsch bereit. — Nachdem wir uns fertig gemacht,
Sachsef#####oke#Jei
und gingen dann zum gemütlichen Teil unserer Feier in
der Fremde über. Lange währte es, bis sich an diesem Abend
die Kameraden in treuen Gedanken an ihre Lieben in unserm
Stalle zur Ruhe begaben. Christnacht im Schweinesialle!
Am ersten Feiertage ging es in den Schützengraben.
Auf vier Tage. Dann kamen wir in Reserve. Lagen stellen-
weise nur 6—7 m vom Feinde (Herenkessel) und hatten
doch in jenen Tagen ziemliche Ruhe.
Unteroffizier Alfred Kraf 1#D
Erzgebirgler auf Patrouille
Es kam plötzlich die Meldung, daß 15 Kilometer von
W., in dem russischen Dorfe 3., sich feindliche Abteilungen
aufhalten. n
Die Kompagnie wurde sofort alarmiert, um dem Dorfe
mal einen unverhofften Besuch abzustatten. Früh 2 Uhr
wurde in aller Stille auf dem Marktplatze angetreten.
„Freiwillige vor als Spitze!“
Die halbe Kompagnie trat vor. Acht Mann und ein
Unteroffizier waren dazu nur nötig. Der Hauptmann
suchte seine Leute aus. Zwei Soldaten, biedere Erzgebirgler,
hatten das Glück, zu den Ausgewählten zu zählen. Der
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