Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

vornũber in den Graben, Bruno Schubert, so lang er war. 
Kopf unten! Seine Handgranaten hielt er fest 
und schleuderte sie unter die verdutzten Franzosen, gleich- 
mütig wie der Zirkuskünstler, der alltäglich mit den Füßen 
hoch oben im Trapez hängt und bunte Bälle um sich wirft. 
Die Franzosen waren nicht wenig verdutzt, und Schubert 
fand Zeit, sich aufzurappeln. Gegen die vielfache Übermacht 
mußte er dann freilich den Rückzug antreten. 
Als er zur Kompagnie kam, freuten sich alle seiner 
Wiederkehr. · 
„Ach, das ist Bruno Schubert, der damals bei Dinant 
zusammen mit ein paar Kameraden seine 60 Gefangene 
eingebracht hat.“ 
101 
Eine Heldentat 
des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 133 
Dresden, 22. Dezember 1914. Wie vom Kriego- 
schauplatz mitgeteilt wird, hat das Res.-Inf.-Regt. Nr. 133 
in den letzten Tagen einen Beweis besonderer Tapferkeit 
gegeben. Es hat einen Schützengraben, der infolge starken 
Artilleriefeuers hatte geräumt werden müssen, nach Be- 
setzung durch die Franzosen sogleich mit dem Bajonett und 
unter Absingung des Liedeo „Deutschland, Deutschland über 
alles“ wieder genommen. 
Ein vortrefflicher Kenner und Schilderer der Dpern- 
Schlacht, Pfarrer Wilhelm Schreiner in Hohenstein 
Taunusz), verlegt dieses Er- 
  
Untcroffiier 
Neumann von 
Hundertsieben 
Es ist sehr schwer, mit 
Worten die Taten der Hel- 
den von Neuville zu schil- 
dern. Es ist auch unmög- 
lich, weil die Beteiligten 
in überwiegender Mehr- 
heit gefallen sind oder 
durch Granaten verschüt- 
tet wurden. Unteroffizier 
der Reserve Neumann er- 
kletterte die gebliebenen 
Trümmer des von ihm und 
seinen Leuten verteidigten 
Hauses und warf von oben 
herab Handgranate auf 
Handgranate. Er fiel. 
Sein goldiger Humor, 
der nie, selbst in den trüb- 
sien Zeiten nicht, versagte, 
verschönte ihm, wie sein 
Feldwebelllhde erzählt, die 
Todesstunde. Währendihm 
Handgranaten zugereicht 
wurden, rief er fröhlich 
lachend:„Und dann geht es 
frohundheiter, immer wei- 
ter, immer weiter! Hand- 
granaten! — immer weiter 
  
  
eignis, das Anlaß zu vielen 
lobenden Erwähnungen 
des Heldentums sächsischer 
Truppen gab, in die Gegend 
vor Dpern und in die 
Zeit des Anfang Novem- 
ber 1914. Nach Schreiner 
waren es aber Teile des 
22. und 23. Reserve-Korps, 
alsokeine Sachsen, die west- 
lich von Langemarck jenen 
Vorsioß mit blankem Ba- 
jonett unter den Klängen 
der deutschen National- 
hbymne unternahmen. Er 
weist darauf hin, daß auch 
Teile des Reserve-RNegi- 
ments 245, also Sachsen, 
für sich in Anspruch nah- 
men, gleichfalls an jenem 
10. November 1914 und 
zwar westlich Becelaere 
„Deutschland, Deutschland 
über alles!“ gesungen zu 
haben, als sie feindliche 
Gräben stürmten. Dieses 
in der Tat merkwürdige 
Zusammentreffen gleicher 
Ereignisse von solcher 
außergewöhnlichen Eigen- 
art auf Tag und Stunde 
im gleichen Schlachtgebiet, 
ließ sich zur Zeit aus nahe- 
  
  
  
— Handgranaten!“ 
Eine Kugel durch den 
Kopf tötete ihn auf der 
Stelle. 
Gott segne Sachsenland 
Gott segne Sachsenland, Blühe, du Rautenkranz, 
Wo fest die Treue stand In schöner Tage Glanz, 
In Sturm und Nacht! Freudig empor! 
Ewge Gerechtigkeit Heil, weiser Herrscher, dir! 
Hoch überm Meer der Zeit, Heil, guter König, dir! 
Die jedem Sturm gebeut, ODieh, Vater, preisen wir, 
Schütz uns mit Macht! Liebend im Chor! 
Wa treue Herzen flehn, 
Steigt zu des Himmels Höhn 
Aucs Nacht zum Licht! 
Gott, der die Seele sieht, 
Die fromm für ihn erglüht, 
Er ist uns hilfreich nah, 
Verläßt uns nicht! 
August Mahlmann. 
Blindgänger aus einem durch deutsche Artillerie in die Luft geflogenen 
Munitionslager 
liegenden Hinderungs- 
gründen nicht aufflären. 
Mit Genchmigung des 
Verfassers sei deshalb die 
Schilderung Schreiners „Wesilich Langemarck“ hier im 
Wortlaut wiedergegeben. Sie wird zweifellos dazu beitragen, 
daß von seiten sächsischer Augenzeugen und Teilnehmer des 
obenerwähnten Bajonettangriffeo der Reserve 133 und 
Reserve 245 eine hinreichende Aufklärung erfolgt. 
„Heute ist alles außer Nand und Band. Auf dem 
Marsch hat uns die Nachricht erreicht, daß Tsingtau fiel, 
das bohrt wie ein Stachel, und die Kunde von Santa 
Maria, das wirkt wie ein Sporn! Wir brennen darauf, 
an den Feind zu kommen. Es ist so trübe und iesig, 
daß die Flieger das Benzin sparen können. So kommen 
wir längs der Bahnstrecke Thourout—Mypern unbchelligt 
vorwärts. Mit starker Seitendeckung, denn wir haben das 
1. englische Korps und zwei französische Brigaden in der 
linken Flanke, Richtung Passchendeele—Zonnebeke, weil wir 
in ihre Flanke sioßßen wollen, um unsere . ste Division 
zu entlasten, die sich seit dem 20. Oktober dort in den 
Feind verbissen, und heute ist schon der 10. November!
	        
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